New-Orleans-Jazz: Unterschied zwischen den Versionen

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(New Orleans jazz)
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Version vom 12. Oktober 2011, 09:57 Uhr


Them minstrels at the Spotted Cat — New Orleans, USA.jpg

Definition

Als New-Orleans-Jazz bezeichnet man eine Stilrichtung des klassischen Jazz, benannt nach seinem Ursprungsort New Orleans, besonders bekannt zwischen 1890 und 1928 (hauptsächlich in den 1920er Jahren), Der historische Vorgänger war der archaische Jazz der Street Bands. Auch der Ragtime floss in den New-Orleans-Jazz ein. Dieser ist noch stark an der afro-amerikanischen Musiktradition orientiert.

Herkunft

Im 19. Jahrhundert herrschte bis 1899 in der Stadt New Orleans im Vergleich zu anderen amerikanischen Städten eine relativ geringe Rassentrennung. Was dazu führte, dass sich viele verschiedene Einwanderungsgruppen miteinander vermischten. Besonders zwei Gruppen schwarzer Bürger trafen daher aufeinander und hatten maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung des New Orleans Stils: Die Kreolen, die französische Wurzeln hatten, und eine Gruppe der schwarzen Afroamerikaner. Aufgrund eines amerikanischen Gesetzes von 1889 wurden die Kreolen in Louisiana, die bis dahin an den Errungenschaften bürgerlicher, europäisch geprägter Kultur teilhaben konnten, zu zweitklassigen „Farbigen“ erklärt. Dies führte dazu, dass Afroamerikaner und Kreolen gemeinsam musizierten und dabei die bisher kulturellen Unterschiede zwischen ihnen verschwanden: Die nach Gehör spielenden und improvisierenden „schwarzen“ Musiker und ihre notengetreu spielenden Kollegen fanden sich erstmals in Street Bands und anderen Kapellen zusammen, wo sie Ragtime, Märsche, Hymnen, (Negro) Spirituals Blues und europäische Tänze interpretierten. Auf diese Weise konnte der Jazz von New Orleans entstehen.

Merkmale

Ende des 19. Jahrhunderts verschmolzen die verschiedenartigen Einflüsse zum ersten vollausgebildeten Stil des Jazz, der nach dem Ort seiner Entstehung New-Orleans-Jazz genannt wurde. Hier trug die Trompete die Melodie, während die Klarinette Gegenmelodien spielte und die Posaune die Grundtöne der Akkorde und Harmonien vorgab. Tuba oder Kontrabass legten unter diese Standard-Dreiergruppe eine Basslinie, das Schlagzeug steuerte den Rhythmus bei. Vitalität und Dynamik waren wichtiger als musikalische Feinheiten, und die Improvisation wurde von mehreren Stimmen des Ensembles durchgeführt. Auch wichtig sind die Call-and-Response-Pattern und die „dirty tones“ (auch blue notes, Nachahmungen der afroamerikanischen Gesangstechnik mit absichtlich „unreinen“ Tönen), oder Elemente aus dem Blues wie das 12-taktige Bluesschema. Im Gegensatz zu der „Offbeat“-Spielweise des Chicago-Jazz, wo jeweils die/der 2. und 4. Zählzeit/Takt betont werden, werden in Stücken des New Orleans Jazz die/der 1. und 3. Zählzeit/Takt betont, die „Two beat“-Spielweise.

Ein wichtiger Bestandteil des New Orleans Jazz ist die Improvisation. Unter den damals herrschenden Umständen war es in vielen Fällen schlichtweg einfach nicht möglich, dass die Stücke immer auf die gleiche Weise repliziert wurden. Bei vielen Orchestern, besonders bei den Marching Bands, herrschte ein ständiger Austausch der Mitwirkenden; es gab sogar Gelegenheiten bei denen oft beliebig viele Instrumentalisten unterwegs „einstiegen“. Und zudem konnte eine sehr große Anzahl von Musikern keine Noten lesen. Auch wenn man berücksichtigt, dass bei vielen damaligen Musikern noch größerer Wert auf das Gedächtnis gelegt wurde, als dies heute der Fall ist, war ein einheitliches, auf exakter Wiederholung basierendes Spiel normalerweise nur in länger in der gleichen Besetzung bestehenden Formationen möglich. Dies hat zwangsläufig zu einer Spielweise geführt, bei der man sich grob an Harmonien und Rhythmus orientierte, und darüber mehr oder weniger spontan eine oder mehrere Variationen der Grundmelodie entwickelte. Ein anderer Bestandteil waren die sehr beliebten breaks (kurze, meist zweitaktige „Antworten“ einzelner Instrumente auf vorhergehende Chorusse), bei dem individuellen Erfindungsreichtum keine Grenzen gesetzt waren. Die längeren, über fünfzehn oder zwanzig Minuten gehende Ausspielungen von Stücken entfernten irgendwann sich so weit vom Grundthema, dass irgendwann die Grenze zur mehr oder weniger freien Improvisation berührt wird. Eine wesentliche Rolle hat das freie Improvisieren wohl erst später, Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre eingenommen.