Forum Sozialwissenschaften 2013
Herzlich Willkommen im Wiki "Forum Sozialwissenschaften 2013"
Diese Seite soll Ihnen und uns helfen wichtige Informationen rund um den Leistungskurs Sozialwissenschaften, der zum Abitur im Jahre 2013 führt, auszutauschen.
Zentrale Vorgaben für das Abitur im Leistungskurs "Sozialwissenschaften" im Abitur 2013 finden Sie unter folgender Netzseite: [1] Hier finden Sie: - Zentrale Vorgaben, die den Lehrplan ergänzen - Operatorenliste, die zur Gestaltung von Klausur- und Abiturklausuren verwendet werden - Konstruktionsvorgaben für Abituraufgaben
Protokolle LK Sozialwissenschaften Q1
Hinweise zur Abfassung von Klausuren
Die Themen des ersten Halbjahres
Die Wahl der Themen findet in enger Anlehnung an die zentralen Vorgaben und unser Buch (Floren, Franz Josef, Hg., 2006: Wirtschaft. Gesellschaft. Politik. Schöningh Verlag, Paderborn (aktualisierter Nachdruck 2008/2009). statt.
Sozialer Wandel
Sozialer Wandel in wichtigen Bereichen:
Lebensformen, Werte, Arbeitswelt.
Zu Beginn haben Sie zentrale Stationen des Wandels von der Agrar- zur Industriegesellschaft erarbeitet (Tabelle). Illustriert wurden diese Informationen durch eine Dokumentation. In kurzen theoretischen Texten haben Sie wichtige Grundbegriffe der Gesellschaftsanalyse erarbeitet:
- zwei Typen sozialer Zusammenschlüsse
- Merkmale von staatlich verfassten Gesellschaften
- Merkmale von sozialen Strukturen
- Möglichkeiten und Grenzen der Analogie Gesellschaft als Organismus
- Bedeutung des Begriffs "Funktion"
- Was erforscht die Soziologie unter der Fragestellung nach dem Wandel? Prozesse und keine punktuellen Ereignisse
- Wie erforscht die Soziologie diese Prozesse? quantitative Daten und sozialhistorische Beschreibungen
Während dieser Phase des Unterrichts war das zentrale Anliegen Ihnen eine Einführung in die Vieldimensionalität sozialer Prozesse zu vermitteln. Politische, ökonomische, kulturelle und soziale Aspekte wurde dabei immer wieder unterschieden und aufeinander bezogen. In der Soziologie werden viele der angesprochenen Phänomene unter dem Begriff der Modernisierung zusammengefasst.
Ein Schlüsseltext ist daher der Kasten in Floren, Bd. 2, Seite 112. "Auf dieses begriffliche Konzept wird in verschiedenen Materialien dieses Kapitels Bezug genommen." (Seite 112)
Schlaglichter zu vier Bereichen des sozialen Wandels (Expertenpuzzle)
Industrielle Dienstleistungsgesellschaft und ihre Erwerbsbiografien
Wie kam es zu einer industriellen Dienstleistungsgesellschaft?
Es hat viele verschiedene Gründe, dass Deutschland zu einer industriellen Dienstleistungsgesellschaft wurde. Den primären Faktor hierbei spielte der ökonomische Bereich. Unter diesem Aspekt muss man den technischen Fortschritt, die Produktivitätssteigerung, die Arbeitskräfteverlagerung und die private Nachfrageverschiebung näher betrachten und ihre Zusammenhänge erkennen.
Die Umstrukturierung der Agrarwirtschaft, durch die Industrialisierung, führte zu einer hohen Arbeitslosigkeit.
Diese wurde hauptsächlich durch den Tertiären Sektor aufgefangen, da bei Dienstleistungen nur eingeschränkte Rationalisierungen möglich sind. (Zum Beispiel kann man Lehrpersonal nicht einfach durch Maschinen ersetzen.)[2]
Der primäre Sektor erreichte dadurch eine höhere Produktivität, trotz der Verlagerung der Arbeitskräfte in den Dienstleistungssektor, welcher eine immer wichtigere Rolle für die Ökonomie spielte.
(Schaubild von S.114 in einer Tabelle dargestellt.)
Grundbedarf unterteilt in... | Ausgaben | Ausgaben |
1960 (%) | 2004 (%) | |
Essen/Trinken | 33,7 | 11,7 |
Wohnung/Heizung/ Licht | 12,9 | 23,8 |
Kleidung Schuhe | 11,6 | 5,4 |
Freien Bedarf* | 41,8 | 59,1 |
- Freizeit, Hausrat, Unterhaltung
In der Tabelle wird die Nachfrageverschiebung sehr deutlich. Private Haushalte gaben 1960 nur rund
40 % ihres gesammten Einkommens für Freizeitaktivitäten, ihren Hausrat und Unterhaltungsangebote aus. Bis zum Jahr 2004 hat sich diese Zahl um ca. 20 % erhöht. Daran ist zu erkennen, dass der Tertiäre Sektor noch heute einen Aufschwung erlebt.
Um diese Verschiebung zu erklären, muss man sich auch über den Wandel in der Gesellschaft im klaren sein:
sinkende Arbeitszeit -> mehr Freizeitangebote |
höhere Lebenserwartung -> Unterhaltungsangebote, Pflegedienste |
Technisierung -> Wartungsdienste |
Veränderung der beruflichen Anforderungen -> Weiterbildungen |
Erwerbsbeteiligung (der Frau) -> Kinderbetreuung |
Unterschied zwischen "lifetime employment" und "lifetime employability"
Der Begriff "lifetime employment" bedeutet übersetzt "Anstellung auf Lebenszeit" und steht somit für
die Ausübung eines Berufes über die gesamte Lebenszeit. Derzeit wird diese Form von Arbeit noch als
"Normalarbeitsverhältnis" dargestellt, was sich allerdings in den nächsten Jahren laut Meinung von
Gerhard Wilke, in "Die Zukunft unserer Arbeit", verändern wird.
Die heute noch als atypisch geltende Beschäftigungsform von "lifetime employability" umfasst eine völlig neue Form von Arbeit. Hierbei handelt es sich um das Ausüben von mehreren verschiedenen Berufen im Leben eines Menschen. Darunter fallen zum Beispiel: Teilzeitarbeit, Leiharbeit oder die uns allen bekannten "Minijobs". Der Begriff "lifetime employability" beschreibt also die Bereitschaft und Fähigkeit der Menschen, sich auf neue Beschäftigungen einzulassen und sich den immer ändernden Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen. Dies führt zur Notwendigkeit für einige von uns, im Laufe der Zeit mehrere Berufe bzw. Tätigkeitskombinationen auszuüben.
Entwicklung der Erwerbstätigkeit
Der Arbeitsmarkt wird in vier Beschäftigungsformen aufgeteilt:
Teilzeitbeschäftigte: geringere Stundenanzahl pro Woche, als ein Vollzeitarbeitnehmer.
Geringfügig Beschäftigte: Bis zu einem Gehalt von 400 ist das Einkommen Steuerfrei.
Selbstständige: Eigentümer eines Unternehmens. Private Rentenversicherung.
Vollzeitbeschäftigte: Arbeitet statistisch gesehen 41,1 Stunden die Woche. (finanziert durch Rentenbeiträge die Rente der älteren Generation)
Zwischen dem Jahr 2000 und 2006 sind die Zahlen der Selbstständigen, sowie die der Teilzeit und Geringfügig Beschäftigen stark gestiegen.
Selbstständige ==> um 10% Teilzeitbeschäftigete ==> 10% Geringfügig Beschäftigte == 27,5%
Hingegen ist die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten um 10% gesunken.[3]
Die Rentenversicherung sichert die Rente der Generation, die sich durch vergangene Zahlungen einen Anspruch auf diese erworben haben. Es kann aber keine Rente an die älteren Generationen, die ihren Rentenanspruch erworben haben ausgezahlt werden, wenn die jungen Generationen nicht ebenfalls in die Rentenversicherung Einzahlen. Die stark gewachsene Gruppe der geringfügig Beschäftigten und Teilzeitarbeitern ist somit eine Gefährdung für den Generationenvertrag, da diese nicht in die Rentenversicherung einzahlen. Hinzu kommt die angestiegene Zahl der Selbstständigen, die auch in eine private Rentenversicherung einzahlen können und somit auch nicht den Lebensabend der älteren Generation finanzieren.
Wohlstand als Massenkonsum für ganz Deutschland
„Wohlstandsexplosion" in der Bundesrepublik
Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Wohlstand in Deutschland in Ost und West unterschiedlich.
Dies lag an den verschiedenen Wirtschaftsformen.
Die soziale Marktwirtschaft im Westen und die zentrale Planwirtschaft im Osten.
Mit ihnen stieg der Lebensstandart in der BRD wesentlich schneller als in der DDR.
Dies nennt man die „Ost-West-Wohlstandsschere“, welche sich immer weiter öffnete.
Zu der Wohlstandsexplosion der Bundesrepublik gehören Einkommen, Wohnungsversorgung und die Konsumgüterausstattung.
Die gute Entwicklung von alle dem beruht auf dem sogenannten deutschen „Wirtschaftswunder“.
Die deutsche Wirtschaft hatte nach dem Krieg ein schnelles Wachstum und wurde so stark, dass dies auch auf das Einkommen der Einwohner abfärbte. Das durchschnittliche Einkommen pro Kopf erhöhte sich von 1950 bis 1989 von 4400 € auf 18.400 €.
Dies ist eine Verbesserung um das 4-fache.
Seit diesem Wirtschaftswunder gilt Deutschland als eines der reichsten Länder der Welt.
Das Einkommen pro Kopf erreichte 1991 seinen Höchststand und betrug 12.844 €.
Dieser plötzliche Reichtum lässt sich jedoch nicht nur an dem durchschnittlichen Einkommen erkennen, sonder z.B. auch an der Wohnsituation der Westdeutschen.
Diese verbesserte sich stark, wobei man geräumiger und komfortabler wohnte als zuvor.
Die zur Verfügung stehende Wohnfläche pro Person verdreifachte sich von 1950 (15 m²) bis 1997 (39 m²) fast. Dies beinhaltete auch, dass die meisten Menschen nun ein Bad, ein
Innen-WC und eine Zentralheizung vorweisen konnten. Zuvor konnten dies nur rund 20%.
Ein weiterer Indikator ist die Konsumgüterausstattung, wobei man vor allem auf die Verteilung der technischen Güter achten kann.
Das Auto, moderne Haushaltsgeräte und Kommunikationsmedien wurden mehr und mehr Teil des alltäglichen Lebens.
So hatten 1963 gerade mal 27 % der Westdeutschen ein Auto und 2003 bereits 78 %.
Auf Kommunikationsmedien bezogen bedeutet dies, dass 1962 37% einen Fernseher besaßen und 2003 nur noch 6 % keinen.
Diese "Wohlstandsexplosion" wird besonders stark an der damaligen Haushaltsausstattung mit Konsumgütern deutlich (Buch/Seite 117, Tabelle) Wie schon beschrieben stiegen die Löhne und somit auch die Wohnfläche, und Ausstattung mit vermeidlichen Luxusgütern. Zum Beispiel besaßen nur 15% der deutschen im Jahr 1962 einen PKW. Doch in den kommenden 41 Jahren stieg das PKW vorkommen um 60% auf 75%. aber auch hier gab es Unterschiede zwischen dem Osten und dem Westen. Zum Beispiel hatten nur 1% der Menschen im Osten ein Fernsehgerät. Hingegen hatten im Westen die Leute zu einem ähnlichen Zeitraum zu 37% ein solches Gerät. Doch diese Unterschiede verringerten sich mit der Zeit und 2003 konnte man in vielen Bereichen von einem stattgefundenen Ausgleich reden.
Weiter bestehende „Ost-West-Lücke"
Die „Ost-West-Lücke“ ist das Resultat eines halben Jahrhunderts unterschiedlicher Entwicklung, welche auf den verschiedenen Wirtschaftssystemen in Ost und West basiert.
In der DDR herrschte die zentrale Planwirtschaft, welche der freien Entfaltung der Wirtschaft im Wege stand. Sie wurde von der Politik gesteuert und schaffte zwar wesentliche Vorteile im Bezug auf die vielen Arbeitsplätze, jedoch hatte sie, im Gegensatz zur westlichen Wirtschaft, keine „Wachstumsexplosion" zur Folge.
Der BRD gelang es unterdessen mittels der sozialen Marktwirtschaft ein Wirtschaftswunder zu kreieren, wodurch sie die Wohlstandsschere zwischen Ost- und Westdeutschland öffnete.
Die wirtschaftlichen Erfolge der Bundesrepublik hatten eine Wohlstandswelle für den Westen zur Folge, welche eine von Grund auf verschiedene Haushalts- und Güterverteilung in Ost- und Westdeutschland begründete.
Seit dem Beitritt der DDR zur BRD am 3.Oktober 1990 gelten diese beiden Teile zwar als ein Land, jedoch besteht noch bis heute eine „Ost-West-Lücke“.
Der soziale Umbruch, welcher mit der Vereinigung einherging, brachte dem Osten nicht nur Vorteile, wie z.B. neuen Wohlstand, sondern auch negative Erfahrungen, wie z.B. die Massenarbeitslosigkeit, die dadurch ausgelöst wurde.
Nach der Auflösung der Deutschen Demokratischen Republik fielen ca. ein Drittel der Arbeitsplätze weg.
Abgesehen davon ist die Gesamtbilanz der ostdeutschen Lebensentwicklung aber positiv zu betrachten. Dies liegt vor allem an den Zahlungen des Westens an den Osten, mittels des sogenannten „Solidaritätszuschlags“, welcher zusätzliche Abgaben der Bürger zum Aufbau des Ostens beinhaltet.
Diese positive Entwicklung ist auch mittels Umfragen zu belegen. Demnach empfanden 1998 59% der Bürger der neuen Bundesländer, dass sich die Lebensbedingungen verbessert haben und nur 16%, dass sich diese verschlechterten.
Dennoch befindet sich der Osten noch lange nicht auf dem Niveau des Westens.
Nachdem sie sich fast ein halbes Jahrhundert in unterschiedlicher Geschwindigkeit entwickelten, ist es nicht möglich diesen Rückstand in 20 Jahren auszugleichen.
Es wird noch lange dauern bis die „Ost-West-Lücke“ geschlossen ist, wobei hierbei vor allem ein „goldenes Tempo“ gefunden werden muss, da man die Geduld des Ostens, genauso wie die Solidaritätsbereitschaft des Westens nicht überstrapazieren sollte.
Ausstattung der Haushalte mit Konsumgütern
Die „Ost-West-Lücke“ war früher sehr deutlich in einem Vergleich der west- und ostdeutschen Haushalte zu erkennen. Doch in den letzten Jahren scheint sich die Kluft zu verringern. Der Osten holt deutlich auf. Waren es 1989 gerade einmal 54,3% der Ostdeutschen die einen PKW besaßen und damit 13,5% weniger als im Westen, gab es im Jahre 2006 nur noch 5,1% Differenz mit 78% aller Westdeutschen Haushalte, die einen PKW besaßen.
Noch deutlicher wird die Aufholjagd im Zeitraum 1989 bis 2006 in Bezug auf die Haushaltsausstattung mit Computern in Deutschland. So hatten 1989 37,4% aller Haushalte in Westdeutschland einen Computer, im Osten gerade einmal 12%. 2006 war der Unterschied von zuvor 25,4% auf nur 2,4% gesunken, da im Osten nun 66,6% einen Computer zu Hause hatten.
Wenn man jedoch die Bilanzen von 2006 bezüglich der Haushalte mit Telefon betrachtet, wird sichtbar, dass auch der Westen darauf achten muss, sich vom Osten nicht überholen zu lassen, sondern als ein Land gleich entwickelt zu sein. 1989 waren schon 99,3% aller Haushalte in Westdeutschland mit einem Telefon ausgestattet, doch nur 16% aller Ostdeutschen. 2006 gab es sogar mehr ost- als westdeutsche Haushalte mit Telefon. Auch wenn es gerade einmal 0,6% waren, kann man sagen dass dort das goldene Tempo gefunden wurde, bzw. auf in diesem Fall die Unterentwicklung des Westen bezogen auch nicht.[4]
Eine sehr übersichtliche Grafik zur Ausstattung der privaten Haushalte mit Gebrauchsgütern liefert die Bundeszentrale für politische Bildung auf der Webseite "Die soziale Situation in Deutschland": [5]
Bildung für einen bildungshungrigen Arbeitsmarkt und eine weniger homogene Gesellschaft
Bildungsexpansion
Geschichte der Bildungsexpansion -> der Anfang dieser Bildungsexpansion in Deutschland liegt in den 50ger Jahren, und führt über bildungspolitische Debatten in den 60ger Jahren bis zu den 90ger Jahren, wo das Interese der Bevölkerung verstummte.
Sozialstruktureller Sicht ->
es wurde eine Verbesserung der Qualifikationsstruktur erreicht, was zu einer Höherqualifizierten Bevölkerung hin führt (wie in Abb1 und Abb2 beschrieben, nimmt die Zahl der Höheren Schulabschlüsse zu).
Ökonomische Sicht auf Bildungsexpansion ->
aus ökonomischer Sicht wurde dann Bildung ein interessantes Thema, da dies nach Wirtschaftswachstum bedeutet. (Der oben beschriebene Wandel, wird so in den Zahlen in Abb1 deutlich.
Indikatoren der Bildungsexpasion ->
sind u.a./z.B. die Entwicklung der Schulabschlüsse.
Problematik der Bildung war ein Wandel der Gesellschaft: wurden mehr Qualifizierte Arbeiter ausgebildet, so steigt der Anspruch an jeden einzelnen, was zu einer Komplexität der Gesellschaft füht zur ->Wissenschaftsgesellschaft
dadurch Folgt (Problematiken der Wissenschaftsgesellschaft) ->
- die Schere zwischen dem Bildungsgrad geht auseinander wenn mehr Abianschlüsse, dann ist der Hauptschulabschluss automatisch "schlechter")
- mehr Qualivizierte müssen Arbeit annehmen, für die sie Überqualifizerit sind
- das System Staat wird immer anspruchsvoller, für manche Menschen der Gesellschft zu anspruchsvoll
Durchdringung der Arbeitswelt (aber auch aller anderen Lebensbereiche) durch Technik und Technischen Neuerungen
Die Arbeitswelt ist schon immer einem sich durch die Entwicklung neuer Technologien aber auch der Gesellschaft wandelnen Prozess unterworfen. Früher assoziierte man mit dem Begriff "Arbeit" zuerst körperliche Arbeit, wie zum Beispiel Feldarbeit dann manuelle Arbeit, also Handarbeit. Bis ins Mittelalter wurde diese meistens von Sklaven ausgeführt, da sie von der feineren Gesellschaft, z.B. den Bürgern die in einer Stadt wohnten oder den Adeligen als unfein angesehen wurde. Andererseits wurde körperliche Arbeit wie zum Beispiel Feldarbeit als ein notwendiges "Muß" zum Überleben gesehen und dementsprechend auch nicht verachtet. Heutzutage ist Arbeit ein wichtiges Mittel um sich selbst und seine Träume zu verwirklichen, ausserdem soll sie im Leben des Individuums einen festen Platz einnehmend. Letztlich ist Arbeit der tragende Faktor unserer Gesellschaft. Aus heutiger Sicht verbindet man mit Arbeit eher das Ausüben einer Tätigkeit hinter einem Schreibtisch, wo man mehr "geistig" als körperlich arbeitet, dies ist eine Auswirkung der überall gegenwärtigen IT-Technik, besonders der EDV- Technologie.
Beispielsweise hat man früher teils lange Reisen auf sich nehmen müssen um an einem Geschäftsmeeting teilzunehemen. Heute hat man die Möglichkeit virtuelle Meetings abzuhalten durch Telefonkonferenzen beispielsweise.
Selbst im Produzierendemgewerbe übernehmen immer mehr Computer gesteuerte Programme bespielsweise auch die Kontrollfunktionen die vorher von Menschen durchgeführt wurden.
Welche „Differenzierungen und Spezialisierungen“ machen die Gesellschaft immer komplexer?
Durch „Spezialisierung und Differenzierung“ wird das System unserer heutigen Gesellschaft immer komplexer und somit auch leistungsfähiger. Diese Entwicklung findet ihren Ursprung in der Bildungsexpansion der 1950er Jahre und gilt von dort an als ein fortlaufender Prozess, welcher die Höherqualifizierung und somit später dann auch Qualifikationsüberschüsse als Folge mit sich bringt. Desweiteren gilt es die Entfaltung einer sich selbst-steuernden „wissenschaftlich-technischen Zivilisation“ (Helmut Schelsky (1979)) zu berücksichtigen, welche durch den Bedarf an immer besseren Qualifikationen, der Ausweitung von immer spezifischeren Expertenfeldern und der generellen Weiterentwicklung dieser „Zivilisation“ zu Stande kommt und neue Kommunkationsstrukturen ausbildet (technische kommunikationsnetzwerke anstelle von „face to face“ (interpersonaler Austausch ). Das Konzept einer „nachindustriellen Wissengesellschaft“ (David Bell) beschreibt den Aspekt dieser „evlolutionsartig „verlaufenden Modernisierung, die vor allem auch auf der Grundlage von immer komplizierter werdenden Informationstechnologien in einem weltweiten Verbund System stetig höhere Anforderungen an Gesellschaft, Politik, Ökonomie, Kultur und nicht zuletzt den Einzelnen stellt.
Einwanderung als Herausforderung für eine demokratische Gesellschaft
Was ist Integration?
Eine der Herausforderung, mit denen man sich auseinandersetzen muss, wenn es um Einwanderung geht, ist die Integration der Einwanderer. Deshalb haben wir uns erst mal damit beschäftigt, was genau Integration ist. Integration nach dem Integrationsforscher Hartmut Esser lässt sich in zwei Konzepte unterteilen: die Systemintegration und die Sozialintegration. Spricht man von Systemintegration, betrachtet man damit die Gesellschaft als Ganzes, während Sozialintegration, worunter die Migration von Migranten zu fassen ist, sich mit der individuellen Eingliederung beschäftigt. Hier unterscheidet man zwischen vier Bereichen. Die Kulturation umfasst alles, was als Vorraussetzung nötig ist, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, zum Beispiel das Erlernen der Landessprache. Die Platzierung bezeichnet den Prozess, in dem Migranten eine Position sowohl in der Gesellschaft als auch im Schul- und Wirtschaftssystem einnehmen. Unter Interaktion fällt alles, was mit Zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat, wie zum Beispiel das Schließen von Freundschaften oder das Bilden von Ehen. Der letzte Bereich, die Identifikation, beschäftigt sich mit dem Prozess der Identifikation des Einzelnen mit der Gesellschaft.
Zwar ist die Sozialintegration in mehrere Bereiche gegliedert ist, jedoch stehen diese in einer Wechselwirkung zueinander. Zum Beispiel ist das Erlernen der Landessprache wichtig, um zur Schule gehen zu können, gleichzeitig ist die erfolgreiche Interaktion fast immer eine Hilfe, wenn nicht sogar eine Notwendigkeit für das Lernen dieser Sprache. Eine erfolgreiche soziale Integration heißt, dass Migranten in allen vier Bereichen integriert sind, ohne dass dabei die kulturelle Vielfalt verloren geht. (1)
Verfehlungen in der bisherigen Zuwanderungspolitik und ihre Folgen
Die größte Verfehlung in der Zuwanderungspolitik Deutschlands bestand darin, dass sich die Bundesrepublik nicht als Einwanderungsland sah, obwohl von 1955 bis zum Anwerbestopp 1973 rund vier Millionen Menschen als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, nachdem diese als Lösung für den Mangel an Arbeitskräfte angeworben worden waren. In der Erwartung einer Rotation der ausländischen Arbeitskräfte, also dass die Gastarbeiter in ihre Heimatländer zurückkehren nachdem sie einige Jahre in Deutschland gearbeitet haben, gab es weder eine Migrationsspolitik noch eine gezielte Steuerung der Zuwanderungsströme, die für eine erfolgreiche Integration der Gastarbeiter nötig gewesen wäre. Dazu kam, dass man den enormen Familiennachzug, der auf die Zuwanderung der Gastarbeiter folgte, nicht eingeplant hatte, genauso wenig wie die Zuwanderung von Spätaussiedlern und Menschen aus dem früheren Ostblock und die steigende Zahl der Asylsuchenden zwischen 1987 und 1992. Das resultierte in einer Senkung der Anerkennungsquote bei politischer Verfolgung und 1993 in einer Änderung des Asylrechts. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch schon mehrere Hunderttausende nach Deutschland eingewandert.
Aufgrund der mangelnden Migrationspolitik haben die Immigranten nicht das Gefühl integriert zu werden und beginnen, anstatt sich anzupassen, sich ethnischen Minderheitsgruppen anzuschließen. Dort findet die Kommunikation lediglich auf ihrer Muttersprache statt. Kontakt zu Deutschen besteht dabei kaum. Folglich haben Schüler mit Migrationshintergrund, auch wenn ihre Familien schon in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland leben, teilweise gravierende Sprachprobleme und damit auch schlechte Chancen auf einen guten Bildungsabschluss. Dies belegt eine Studie von 2004, demnach brechen 18 % dieser Schüler ihre Schullaufbahn ohne einen Abschluss ab. Im Vergleich dazu sind es lediglich 7% bei den Deutschen. Zu den Sprach- und Bildungslücken kommen weitere Komplikationen hinzu; einige Ausländer dürfen aus rechtlichen Gründen nicht in Deutschland arbeiten, andere dürften aber können, aufgrund ihrer ausländischen Qualifikationen, die in Deutschland keine Gültigkeit haben, nicht arbeiten. All diese Umstände führten dazu, dass die Arbeitslosenquote bei Ausländern 2004 bei 20,5 % lag (bei den Deutschen „nur“ bei 11%). Die dadurch benötigten Sozialhilfen belasteten den Finanzhaushalt. Außerdem sind die Ausländer maßgeblich vom Strukturwandel betroffen, da die Altindustrie damals auch Arbeiter mit wenigen Qualifikationen eingestellt hat, heute jedoch zunehmend Maschinen einsetzt und die Arbeitskräfte abbaut. Diejenigen hingegen, die einen Arbeitsplatz haben, sind meistens Arbeiter und somit Wenig-Verdiener. Ihnen droht zur Rente, wegen geringen Einzahlungen in die Rentenversicherung, die Altersarmut. Dieser Teufelskreis wiederholt sich Generation für Generation, wenn sich die Immigranten nicht integrieren und/oder nicht integriert werden.
Zuwanderungs Entwicklung in Deutschland
Die Zuwanderung von Ausländern in Deutschland lässt sich in 3 Phasen unterteilen:
Die erste Phase der Zuwanderung begann mit der Anwerbung von Gastarbeitern ab 1955 da ein Mangel an Arbeitskräften bestand.Die Anwerbung fand 1973 ein Ende, als die Ausländerzahl in Deutschland bereits auf rund 4 mio. gestiegen war. Die Gastarbeiter kamen vor allem aus Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, Marokko, Tunesien, Portugal und Jugoslawien.
Nach diesem Stop kam es zu einem zweiten Anlauf der Zuwanderung, dem Nachzug der Ehegatten und minderjährigen Kinder der Gastarbeiter. Damit stieg die Zahl der minderjährigen ausländischen Kinder in Deutschland auf 1,5 mio.. Davon sind ca. zwei Drittel in Deutschland geboren.
Als dann ab 1980 im Ostblock Westreisen genehmigt wurden, kam es zu einer verstärkten Zuwanderung aus Polen, Ungarn und der Tschechslowakei. Zwichen 1987 und 1992 gab es einen starken Anstieg der Asylsuchenden von 57000 auf rund 438000 Personen. Ab 1993 sank die Zahl der Asylbewerber wieder und 2003 lag sie schon bei nur rund 50300 Bewerbern.
Lebensformen - von der Stagnation in der Revolution?!
Im Zuge der Aneignung wichtiger Daten zur demografischen Entwicklung und zum Altersaufbau Deutschlands haben wir auch Faktoren kennengelernt, die im Zusammenhang mit der Entwicklung dieser Daten stehen. Jenseits der Bterachtung relevanter Faktoren und methodisch davon zu trennen sind jedoch Erklärungen. Sozialwissenschaftliche Erklärungen fragen immer nach dem sozialen Sinn der Handlungen und sozialen Strukturen. (vgl. Glossar, Max Weber)Daher wurden Erklärungen in der Folge Ursachen für den Geburtenrückgang in Deutschland einem längeren text entnommen. (vgl. Protokoll)
Wir fahren nun mit einer Betrachtung der Lebensformen in der Gesellschaft fort, d.h. wir fragen danach, wie die Bevölkerung ihr Zusammenleben im sozialen Nahbereich organisiert - klassischerweise ist dies das Gebiet der Familiensoziologie.
Eheschliessungen und Scheidungen
Absolute und relative Zahlen
Absolute Zahlen stellen eine Anzahl von etwas da. Zum Beispiel wurden im Jahr 2006 190928 Scheidungen eingereicht. Relative Zahlen stellen den Anteil von einem ganzen da. Zum Beispiel sind im Jahr 2005 in Ost-Deutschland 35,6% der bestehenden Ehen wieder geschieden worden.
Auffälligkeiten in der Entwicklung der Scheidungsraten
Die Tabelle (Floren, Wirtschaft - Gesellschaft - Politik Band 2, S. 130) weist die Zahl der Eheschließungen, sowie der Ehescheidungen, in der Bundesrepublik Deutschland ab dem Jahr 1950 bis 2006 auf. Darunter wird jeweils zwischen der Gesamten Anzahl und der Anzahl pro 1000 Einwohner unterschieden. Aus diese Tabelle geht deutlich hervor, dass die Anzahl der Scheidungen im Jahr von 1950 bis 1960 um beinahe die Hälfte, das heißt um ca. 60.000 Scheidungen weniger binnen 10 Jahren, verringert wurden. Ordnen man diese Zahl nun in den zeitgeschichtlichen Hintergrund ein, liegt die Erklären für die hohe Anzahl der Scheidungen in den 50-er Jahren nahe: Die Nachkriegszeit brachte eine schwere und belastende Zeit mit sich, deren Anforderungen nicht jedes Ehepaar gewachsen war. Auch war die lange, kriegsbedingte Trennung für viele Paare der Auslöser einer Scheidung gewesen; man hatte sich auseinander gelebt. Ein erneuter starker Anstieg der Scheidungsrate findet man in der Tabelle in der zeit zwischen 1970 und 1980. Die Scheidungen steigen hier ca. um 40.000 innerhalb von nur drei Jahren, ein Anstieg um fast 50%. Grund dafür ist eine neue Reform des Scheidungsrechts, die 1977 verabschiedet wurde. Durch sie wurde das bisherige Schuldprinzip", das lediglich schwere Eheverfehlungen als Scheidungsgrund akzeptierte, in das "Zerrüttungsprinzip" umgewandelt. Das Zerrüttungsprinzip besagt, dass das Alleinige Scheitern von Lebensgemeinschaften zur Scheidung führen kann, bzw eine Scheidung in diesem Falle zugelassen wird.
Bedeutung und Ursachen des Scheidungsverhaltens
Zunächst einmal lässt sich sagen, dass die Scheidung in den letzen Jahren enorm an Akzeptanz gewonnen hat, d.h. dass sie von Bevölkerung und Recht immer mehr als „normal“ angesehen wird. Sie wird nicht mehr als moralisch und religiös verwerflich angesehen, sondern als Möglichkeit der Befreiung und als Ausweg aus Ehekrisen.
Dass heißt allerdings nicht, dass die individuellen Ansprüche an die Ehe gesunken sind, die Ehe ist vielmehr mehr geworden als eine reine Lebensgemeinschaft, sie muss vielmehr geradezu unrealistisch hohen Ansprüchen genügen und soll höchstes Glück und Erfüllung liefern. Viele Ehen, die diese Kriterien nicht mehr Erfüllen können werden aufgelöst.
Die Stabilität und Dauer einer Ehe wird zusätzlich durch viele verschiedene Faktoren, Ursachen und Prozesse beeinflusst
Scheidungsspirale:
- Beschreibt eine Entwicklung, die sich selber im Gange hält: die Auswirkungen von Scheidungen begünstigen wiederum andere Scheidungen usw.
- Durch die allgemeine Gesellschaftliche Akzeptanz der Scheidung, wird diese schon fast in die Ehe eingeplant: Paare legen sich weniger Eigentumswohnungen und ähnliches zu.
- Auch die vermehrte Berufstätigkeit von Frauen ist ein wichtiger Aspekt
- Zusätzlich ermöglichen die Scheidungen das leichtere Finden eines neuen Partners
All diese Aspekte führen nachweißlich zu einer Erhöhung der Scheidungsraten, was wiederum diese Aspekte neu in Gang setzt und entstehen lässt. Es handelt sich um einen eigendynamischen Prozess.
Scheidungstransmission:
- Nach der Scheidungstransmission ist das Scheidungsrisiko auch auf die individuellen Vorerfahrungen (und sogar auf die der Eltern) im Bereich Partnerschaft zurückzuführen
- Das Risiko erhöht sich wenn man selber mit getrennten Eltern aufgewachsen ist oder bereits eine erste Ehe oder voreheliche Partnerschaft abgebrochen hat
Lebensformen der Bevölkerung
Aktuelle Grafiken finden Sie unter "Die soziale Situation in Deutschland: Lebensformen und Haushalte":[6]. Es handelt sich um ein Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung.
Pluralisierung privater Lebensformen
Der Wandel der Gesellschaft führte zu Lebensformen die nichtmehr in eine einziege 'richtige' Form passen -> keine 'Normalfamilie'. Es gibt mehrere Grundmuster, die in Floren Band 2 Seite 133/ M21 in einem Schaubild gezeigt sind.
Das Schaubild zeigt, was für neue Lebensformen sich in der heutigen Gesellschaft entwickelt haben, was im Gegensatz zu der angabe der Haushaltsgrößen zeigt, wie viele neue Formen entstanden sind und wie diese zusammenhängen. So wird deutlich, dass im Hinblick auf das Zusammenleben viel mehr Formen entstanden sind, im Alleinleben dagegen keine neuen Formen. (Diese Verteilung wird in den Tabellen auf S.134/ M23 und M24 gezeigt)
In der Statistik auf S.134 (M23) wird der strukturelle Wandel der Privathaushalte in Westdeutschland von 1972 - 2000 dargestellt. Verfasser der Statistik sind Heribert Engstler & Sonja Menning.Man sieht, dass eine Umstrukturierung in den Haushalten stattgefunden hat.
1972 waren rund 50% der Haushalte ohne Kinder. Zweigenerationenhaushalte machten 46% und 3+Generationenhaushalte ca. 3 % aus. Bis zum Jahr 2000 verlagerten sich diese Zahlen. Haushalte ohne Kinder vermehrten sich fast um das doppelte an der Zahl. Prozentual machten sie rund 2/3 der Westdeutschen Haushalte aus. Die Anzahl der Zweigenerationenhaushalte schwand nur leicht von 10587 auf 10173, jedoch liegt ihr Anteil nun nur noch bei ca. 33%. Das Schlusslicht bilden auch hier die 3+Generationenhaushalte mit 0,8%.
Um herauszufinden, welche Haupttypen genau für diese Steigerung der Haushalte ohne Kinder verantwortlich sind, müssen wir uns die Statistik etwas detaillierter angucken. Erkennen tut man sofort, dass besonders Einpersonenhaushalte zugenommen haben (von 26,2% auf 36,5%). Auch bei den Ehen und Nichtehelichen Lebensgemeinschaften ist ein leichter Zuwachs festzustellen. Eindeutig nicht zu dieser Steigerung beigetragen haben Zweigenerationenhaushalte. Vor allem Ehepaare mit ledigen Kindern haben einen enormen Rückgang zu verzeichnen (38%-25,6%). Auch bei den 3+Generationenhaushalten gab es einen Verlust von ca. ¾.
Welche der Einzeltypen haben prozentual am meisten...:
Einzeltypen | Zugenommen | Abgenommen |
Zweigenerationenhaushalte (ledige Kinder) | - Nichteheliche Lebensgemeinschaften (0,1%-0,8% -> +800%) | - Ehepaare (38%-35,6%-> -6,32) |
- mit nicht mehr ledigen Kindern (1,5%-0.9%-> -40%) | ||
Haushalt ohne Kinder | - Nichteheliche Lebensgemeinschaften (0,5%-3,9%-> +780%) | |
- Einpersonenhaushalte (26,2%-36,5%-> +139,31%)* | ||
3+Generationenhaushalte | - insgesamt (3,3%-0,8%-> -75,76%) |
- (Anteil an Männern: +202,63%/ Anteil an Frauen: +113,44%)
Bei der Analyse von Statistiken im Vergleich muss man zunächst darauf achten, worauf sich die jeweilige Statistik bezieht, das heißt was die jeweilige Grundgesamtheit ist. In den Statistiken M23 und M 24 auf Seite 134 sind das einmal die Haushalte und in der zweiten Statistik die deutsche Bevölkerung im Alter von 18+ Jahren. Des weiteren muss man untersuchen, in welche Gruppen diese Grundgesamtheit unterteilt wird. In M 23 werden die Haushalte in ihre Haushaltsformen gegliedert, während M 24 die deutsche Bevölkerung in Altersgruppen unterteilt. Dabei muss man darauf achten, was in der Statistik als 100 Prozent festgelegt ist, wie hier alle Haushalte Deutschlands beziehungsweise die jeweilige Anzahl in den Altersgruppen. Zuletzt muss man sich damit beschäftigen, nach welchen Merkmalen diese Gruppen weiter unterteilt sind. In diesem Fall sind das einmal die Jahreszahlen in M 23 und die Lebensformen in M 24. Das heißt obwohl in beiden Statistiken gemeinsame Komponente auftauchen, wie zum Beispiel das Merkmal „Einpersonenhaushalte“ bzw. “Alleinlebende“, ist die Aussage der Statistiken eine unterschiedliche.
Der Text M 22 behandelt die Pluralisierung privater Lebensformen. Der hier zugrundegelegte Familienbegriff ist der Folgende: In den Familiensektor fallen alle Lebensformen mit Kind, also verheiratet zusammen leben, unverheiratet zusammen leben und allein erziehend. In den Nicht-Familiensektor fallen demnach alle Lebensformen ohne Kind, zum Beispiel das Alleinleben. Der Text beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Lebensformen in den 1960er Jahren und handelt unter anderem davon, dass zwei Drittel aller Lebensformen aus Familien bestehen. Die Statistik in M 24 zeigt jedoch, dass die oben genannten Lebensformen mit Kind zusammen nur noch ungefähr ein Drittel aller Lebensformen der deutschen Bevölkerung im Jahre 2003 ausmacht. Das heißt, dass es mittlerweile wesentlich weniger Familien mit Kind gibt als vor 50 Jahren.
Laut der Statistik in M 24 leben 65 Prozent lediger Kinder zwischen 18 und 24 noch bei ihren Eltern. Bei den 25 bis 29-Jährigen verringert sich der Anteil auf 21,4 Prozent. Man kann diesen hohen Anteil der 18 bis 24-Jährigen mit verlängerten Ausbildungszeiten erklären. Auffällig ist, dass auch bei den 25 bis 29-jährigen noch ein Fünftel bei ihren Eltern leben, obwohl die Familiengründung und der Eintritt in das Berufsleben häufig in diese Altersgruppe fallen. Das lässt sich mit dem weit verbreiteten Klischee „Hotel Mama“ verbinden, nach dem erwachsene Kinder sich auf den elterlichen Service verlassen. Trotzdem lässt sich mit nur diesen Zahlen keine genauere Aussage über mögliche Gründe machen, da sowohl der Vergleich mit früheren Daten als auch der Vergleich mit Daten zur beruflichen und finanziellen Situation Familien fehlt.
(Aufgabe 2. B;S. 133 M21/22) Lebensformen der Bevölkerung – Differenzierung privater Lebensformen
Das Schaubild „ Lebensformen der Bevölkerung“ (Statistisches Bundesamt Wiesbaden – 1998), mit Bezug auf M22 (später genauer erläuert), verdeutlicht den Prozess der „Differenzierung privater Lebensformen“ der 1960er Jahre bis hin zu den vielfältigen Varianten des Zusammenlebens der heutigen Gesellschaft, welche im Gegensatz nun einen immer stärker wachsenden „ Nicht- Familiensektor“ aufweist. Während 1960 gut 95% der Bevölkerung mindestens einaml verheiratet war, sind es mittlerweile lediglich zweil Drittel der Gesamtbevölkerung die“ zusammenleben“, nicht aber unbedingt verheiratet sind. Hinzugekommen sind zudem Lebensformen wie die des „Kinderlosen Paares“, „allein Lebende“ oder auch „living apart-together“ etc. , welche Heute gut einen Drittel unserer Gesellschaft ausmachen. So ist es im Laufe dieses Prozesses immer wichtiger geworden, ehemals nicht unbedingt geduldeten Arten der Lebensformen, mit denen der Normalfamilie gleichzustellen, sie als richtig und rechtlich legitimierte Lebensformen anzuerkennen und bewusst zu benennen. So wird heute zunächst zwischen „Alleinleben“ oder Zusammenleben unterschieden, folglich werden diese Kategorien dann weiter unterteilt. Im Falle des „Zusammenlebens„ wird desweiteren zwischen Paargemeinscht, Eltern-Kind-Gemeinschaft oder sonstigen Gemeinschaften unterschieden. Weitere mögliche Unterkateorien erschließen sich, gelten nicht länger als besonders unkonventionell oder alternativ, sondern als Normal – „Normal Familien“ von Heute.
Nichteheliche Lebensgemeinschaften
Nichteheliche Lebensgemeinschaften (NELG) nahmen vor allem im Westen seit 1972 stark zu, wie man an der Tabelle M25 (S.136) erkennen kann. Von zu Beginn 137.000 stieg die Anzahl bis 2005 auf 1.775.000, wobei 2004 der vorläufige Höchststand von 1.882.000 erreicht wurde. Dies ist eine fast 14fache Steigerung in 32 Jahren.
Es handelt sich hierbei um eine steile Zunahme, wobei sich die Anzahl von 1972 bis 1993 fast verneunfachte und danach eine wesentlich niedrigere Zunahme zu registrieren ist.
Auf die neuen Bundesländer und Ostberlin bezogen gibt es ebenfalls eine Zunahme der nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Diese ist allerdings nicht so stark zu beobachten, wie in den alten Bundesländern.
Von 1991 bis 2005, also in 14 Jahren, verdoppelte sich die Zahl von 327.000 auf 642.000 fast. Bei den alten Bundesländern fällt hierbei auf, dass nur ca. 20 bis 26 % dieser Lebensgemeinschaften ein Kind haben und 74 bis 86 % keins.
Allerdings muss hier erwähnt werden, das die Zahl der NELGs mit Kindern steigt, wenn auch nur schleppend.
Im Osten ist die Verteilung, ob eine nichteheliche Lebensgemeinschaft ein Kind hat oder nicht, ausgewogen. Sie hält sich bei ca. 50 %, wobei NELGs mit Kindern eher einen Abwärtstrend erleben.
Zu diesem Thema lässt sich ebenfalls M23 (S.134) betrachten, wobei es um die Struktur der privaten Haushalte von 1972 und 2000 geht.
Hierbei wird zunächst geschaut, wie viele Haushalte ein Kind ihr Eigen nennen können. 1972 konnten 50,6 % kein Kind vorweisen, 2000 waren es bereits 66,4 %.
Die Zahl der Ehepaare stieg von 22,9 % auf 24,7 % ebenfalls leicht an und auch nichteheliche Lebensgemeinschaften erlebten einen Zuwachs von 3,4 %.
Eine starke Zunahme verbuchen die Einpersonenhaushalte, welche über 10 % zulegten. Hierbei leben mehr Frauen, als Männer allein, wobei sich die Zahl der Männer verdoppelte und die Anzahl der Frauen nur leicht anstieg.
Ebenfalls stark abnehmend sind die Zwei- und Dreigenerationenhaushalte. Zweigenerationenhaushalte verlieren innerhalb von 18 Jahren 13,2 %. Und auch wenn die Nachfrage nach Dreigenerationenhaushalten schon an sich nicht sehr hoch ist, so sinkt der Anteil auch hier von 3,3 % auf 0,8 %.
Haushalte mit nicht mehr ledigen Kindern gibt es nur wenige. Diese Zahl sank von 1,5 % auf 0,9 %.
Dahingegen hatten 1972 44,5 % der Haushalte ledige Kinder, wobei auch diese Zahl sank, auf 32,8 % im Jahr 2000.
Diese Privathaushalte gehörten 1972 zu 38 % zu Ehepaaren, zu 5,5 % zu Alleinerziehenden und zu
0,1 % zu nichtehelichen Lebensgemeinschaften.
2000 veränderte sich der Anteil teilweise. Ehepaare sanken auf 25,6 %, wobei zu beachten ist, dass auch der Gesamtanteil sank. NELGs hingegen nahmen 0,7 % zu.
Die Tabelle M24 (S.134) bezieht sich auf die privaten Lebensformen der deutschen Bevölkerung im Alter von 18 und mehr Jahren 2003. Von den verschiedenen betrachteten Altersgruppen leben je weniger ledige noch bei ihren Eltern, desto älter sie sind.
So sind es bei den 18-24 jährigen noch 65,1 %, bei den 65-74 jährigen nur noch 0,1 %.
Dieses Muster lässt sich auch auf ledige Alleinlebende übertragen.
Von zu Beginn 15,8 % steigt die Zahl zunächst leicht an, auf 25,4 % bei 25-29 jährigen, fällt dann allerdings wieder, auf bis zu 4,5 % bei dem Alter 80 und mehr.
Schaut man sich im Gegenzug die nicht mehr ledigen Personen an, so fällt auf, dass der Anteil der Alleinlebenden steigt, je älter die Gruppe ist.
Bei den 18-24 jährigen sind es 0,2 %, bei den 80 jährigen und mehr hingegen 54,4 %.
Ein weiterer Aspekt der Tabelle ist das Leben mit Partner und mit bzw. ohne Kinder.
Der Anteil der unverheiratet zusammenlebenden ohne Kind ist bei den Altersgruppen bis 34 relativ hoch mit bis zu 15,6 % bei 25-29 jährigen, sinkt dann allerdings auf bis zu 1 % bei den 80 jährigen oder älter.
Verheiratet sind in dieser Kategorie zunächst relativ wenige (2 %), dies steigert sich dann allerdings bis auf 62,5 % bei den 65-74 jährigen und fällt dann wieder auf 28 %.
Bei einem Leben mit Partner mit Kindern gibt es nur wenige, welche unverheiratet zusammenleben.
Von zu Beginn 1,6 % steigt es bis 6,3 % bei den 30-34 jährigen und fällt dann auf 0,1 und 0 %.
Verheiratet sind im Vergleich dazu relativ viele.
Die Anzahl springt von den 18-24 jährigen um 14, 6 % auf 17,2 % bei den 25-29 jährigen.
Im Folgenden steigt sie dann auf bis zu 54,9 % bei den 35-44 jährigen und sinkt dann wieder auf bis zu 1 %. Alleinerziehende sind nicht groß vertreten in der deutschen privaten Lebensform. Die 6,4 %-Marke wird nicht überschritten.
Meist hält sie sich bei knapp 2 %, wobei ein leichter Anstieg bis zu den 35-44 jährigen zu erkenne ist.
Vorteile einer NELG | Nachteile einer NELG |
|
• Der Partner/Die Partnerin kann die Beziehung unkompliziert auflösen
• Schwierigkeiten bei Kosten, wie Kindern (s.o. weniger Sicherheiten) |
Beispiele:
Verheiratete Paare profitieren von steuerlichen Vorteilen. So wird beim Ehegattensplitting das gesamt Einkommen der Ehegatten halbiert, anschließend wird die Einkommenssteuer berechnet und im Anschluss verdoppelt. Somit wird das Einkommen der Ehegatten auf Basis einer niedrigeren Steuerklasse versteuert.(Dieses Verfahren wird nur angewandt, wenn eine Differenz zwischen dem Einkommen der Ehegatten besteht.)
Nach einer Scheidung sind alle Rechte und Pflichten der Ehegatten gesetzlich geregelt.
Somit sind Unterhaltsansprüche, ein wechselseitiges Erbrecht, sowie der Anspruch auf eine Witwenrente gesichert. In einer Lebensgemeinschaft ist dementsprechend nicht gesetzlich geregelt wem was zusteht. Nach der Auflösung einer Lebensgemeinschaft hat jedes teil der Lebensgemeinschaft nur Ansprüche auf Anschaffungen die während der Beziehung getätigt wurden, nicht aber auf Unterhaltszahlungen.
Lebensformen - von der Stagnation in der Revolution?!
Die Zukunft der Familie: Bedeutungsverlust, Auslaufmodell oder weiterhin Leitbild privater Lebensorientierung
Durch den Wandel der Gesellschaft und ihren Normen, und dadurch das sich die Lebenserwartung im Laufe des 20. Jahrhunderts deutlich erhöht hat, hat sich das Bild der Familien geändert. Eine Großfamilie mit vielen Geschwistern und Tanten ist nicht mehr häufig vorhanden. Vielmehr bilden sich stattdessen sogenannte „ Bohnenstangenfamilien“, welche durch die stetig sinkende Geburtenrate und steigende Lebenserwartung verursacht wurden. Die „Bohnenstangenfamilien“ sind somit generationsübergreifend, also auf vertikaler Ebene lang und innerhalb einer Generation, also horizontal, schmal. Urgroßeltern und Urenkelkinder sind "gewohnte" Eckpunkte einer Bohnenstangenfamilie. Bei 30 % aller Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren ist zumindest ein Urgroßelternteil am Leben. Fast alle unter 15-Jährigen haben einen Großelternteil (96 %). Nur jedes 8. Kind wächst ohne Geschwister auf, trotz des Geburtenrückgangs. Dennoch ist eine größere Anzahl an Geschwistern selten. 97% der Kinder bis 20 Jahre teilt sich den Haushalt mit mindestens einem Elternteil.
Doch auch das Zugehörigkeits- und Solidaritätsgefühl zwischen den einzelnen Generationen ist sehr stark. Die einzelnen Familienmitglieder leben zwar räumlich getrennt, jedoch bedeutet dies nicht das es mit einer abnehmenden Solidarität zwischen den einzelnen Generationen verbunden ist. Die immaterielle aber auch materielle Unterstützung spielen hier eine entscheidene Rolle. Des Weiteren, schrumpft die Familienphase (die Zeit in der man bei seiner Familie wohnt), aber auch dies ist eine weitere Ursache für den intensiven Kontakt der Generationen, welcher ein Leben lang hält, die sogenannte nachelterliche Phase, welche sich innerhalb des 20. Jahrhunderts deutlich ausgedehnt hat. Ebenfalls dehnt sich auch die Familienplanungs- und Gründungsphase immer mehr aus auf Grund der Pluralisierung der privaten Lebensformen. Dieser Wandel der familiären Strukturen ermöglicht eine Vielzahl verschiedener Familientypen z.B: Die Adoptivfamilie, die Ehe ohne Trauschein, eine eheähnliche Beziehung, die Ein-Eltern-Familie, eine Großfamilie, die Kernfamilie, eine kinderlose Ehe, eine Kommune, eine Lebensabschnittspartnerschaft, eine Patchwork-Familie, eine Pflegefamilie, eine SOS-Kinderdorf-Familie, eine Stieffamilie etc. welche auf der Verschiebung traditioneller Wertevorstellungen basieren. Somit wurde das Bild einer „normalen Familie“( Mutter, Vater und Kind(er)) gelockert und Abweichungen zugelassen. Insbesondere die kinderlose private Lebensform( kinderlose Lebensgemeinschaft/ Ehen, Singles) profitieren von diesem Wandel. Doch hat der Wandel der Familien nichts mit einem Wertverlust derer zutun, was durch die steigende Heiratsquote und dem Wunsch der meisten Deutschen nach einer intakten Familienbeziehung, bestätigt wird. Ein verändertes Familienbild mit starker Bedeutung für Familienmitglieder, basierend auf äußere Unsicherheit und ihrer Kompensierung in familiärer Sicherheit (Generation Biedermeier/ Rheingoldstudie).
"Die Familie, Fundament der abendländischen Kultur,ist am Ende" Zitat von Soziologie-Prof. Reimer Gronemeyer
Weniger Ehen, mehr Scheidungen! Der Grund für Kinderlosigkeit?
-In der Tat wirkt sich das flexible Zusammensein, ohne Trauschein, stark auf die Geburtenrate aus. So kommt es z.B., dass die Beziehungen so unsicher geworden sind, dass viele Paare mit dem Kinderkriegen, im Vergleich zu früher, warten. Dies wird an den unterschiedlichen Jahrgängen der Mütter deutlich. So waren sie im Durchschnitt im Jahr 1971 24,3 Jahre alt. 2004 hingegen bekamen die Frauen erst mit 29,5 Jahren ihr erstes Kind.
-Aber auch die mangelnde staatliche Versorgung an Kindertagesstätten, oder auch das anspruchsvollere Leben der "möglichen" Eltern, beeinflusst die Geburtenrate Maßgeblich. Viele haben die Angst später einmal, aufgrund einer Scheidung, alleine für sich und Ihr Kind verantwortlich zu sein. Ohne Partner ist der gewohnt hohe Lebensstandard nicht zu halten.
-Als wesentlichster Grund gilt allerdings die fehlende Flexibilität bei verheirateten Paaren mit Kindern. allein das es so einfach und vor allem so normal ist Ehe und Kinderlos zu sein, lässt das Interesse an der eigenen Karriere steigen. Dieser stärker werdende Wunsch nach einem flexiblen kinderlosen Leben lässt die Geburtenrate sinken.
Vom Beruf auf Lebenszeit zur Lebensabschnittstätigkeit
Die momentane Arbeitssituation besteht zum größten Teil aus Erwerbstätigen, die ihren Beruf als Sicherung ihres Lebensunterhaltes verstehen und diesen zur Vollzeit tätigen. In Zukunft wird es diese Form vom Absicherung immer weniger geben. Schon heute arbeitet ein Teil der Erwerbstätigen in untypischen Beschäftigungsformen, wie zum Beispiel der Teilzeit, der befristeten Beschäftigung, der Leih-/Zeitarbeit oder an Projekten auf Zeit, um nur einige zu nennen. Dieses Phänomen verdeutlicht die folgende Grafik:
Jedoch birgt die neue Arbeitssituation gewisse Problematiken:
- Die Gründung einer Familie gestaltet sich, aufgrund der finanzieller Unsicherheit,schwierig;
- Die Menschen müssen flexibel sein, Kinder jedoch brauchen eine Umgebung, inder sie einen geregelten Alltag haben
Dieses Problem der Familienplanung stellt auch Prof. R. Gronemeyer heraus und will darauf aufmerksam machen, dass die Familie als Tradition keinen Bestand mehr hat. Der Wandel des Arbeitsmarktes und der hohe Stellenwert des Berufslebens erschweren für viele Menschen die Familienplanung.
Soziale Ungleichheit
Modelle und Theorien zur Beschreibung, Analyse und Deutung gesellschaftlicher Ungleichheit: Kriterien für Klassentheorien und Schichtmodelle, Milieutheorien, Individualisierungsthese.
Empirische Sozialforschung "Die Messung sozialer Ungleichheit"
Die Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland seit 1990; weitere wichtige Indikatoren sozialer Ungleichheit.
Der demokratische und soziale Bundesstaat
Das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes; Grundzüge kontroverser Positionen zur Ausgestaltung des Sozialstaats in Deutschland.
Textanalyse: "Zwischen Liebe und Propaganda" - Die Zeit, Jens Jessen
1. Machen Sie deutlich, was für den Autor die Familie erst entstehen lässt.
Für Jens Jessen ist Familie immer eine Erzählung (Z.1). Dabei hat jede Familie ihre ganz persönliche Geschichte, durch ihre jeweilige Vergangenheit. Erst durch diese mit Emotionen verbundenen Erinnerungen und das darüber sprechen entsteht sie. Ihre Definition variiert somit von Familie zu Familie. Familie ist also nicht durch eine bestimmt Anzahl oder Art von Personen definiert, sondern durch das Sprechen über eine gewisse Anzahl bzw. Art von Personen.
2. Stellen Sie seine Kritik an der Politik und den Medien kurz vor.
Der Autor kritisiert mit welchen Hintergedanken Politik und Medien an das Thema Familie heran gehen. Ihm missfällt, dass es dabei hauptsächlich um Geld geht.
Unter dem Gesichtspunkt verschönern Politiker das Bild von der Familie, um dem Landeshaushalt gerechte Maßnahmen treffen zu können. Sie wollen Geld sparen. Ausnahmen kann es während eines Wahlkampfes geben. Man verschlechtert das Bild, um Verbesserungen zu versprechen und die Wahl zu gewinnen.
Medien wiederum, dramatisieren das Bild von der Familie. Ihr Ziel sind „[…]quotenträchtige Sendungen[…]“ (Z.49/50) um einen hohen Profit einzustreichen. Wenn sie nicht wollen, dass ein bestimmter Politiker gewählt wird kann es auch hier zu einem kurzzeitigen Umdenken kommen.
Generell gilt aber, dass keiner der beiden Sektoren sich um das „reelle“ Bild der Familie kümmert. Die einen wollen Geld sparen und die anderen verdienen.
3. Textanalyse (Struktur, Welche Schlussfolgerung zieht der Autor?…/mit Argumenten des Autors erleutern)
Der Autor des in „Die Zeit“ erschienenen Artikels „Zwischen Liebe und Propaganda“ beschreibt zu Beginn seine Meinung dazu, wie die Familien sich selbst erleben und wie sich dies von der Öffentlichkeit greifen lässt. (Z.1-17) Im folgenden stellt er klar, dass es keine offizielle Definition für die Familie gibt, sondern Politik und Medien ihr ganz eigenes Bild erschaffen, um davon zu profitieren. Er spitzt die Situation immer weiter zu, indem er auf die Rolle der Familie bei Wahlversprechen eingeht und somit die Politiker bloßstellt. Außerdem sagt er, dass sowohl Medien als auch Politik das Thema zu ihren Gunsten darlegen und nicht auf die Realität eingehen.
Dann jedoch entschärft er seine Argumentation, indem er behauptet, dass es, wie die Politik im Moment mit der Familie umgeht, sich immer noch um die best mögliche Vorgehensweise handelt, da die Chancen und Gefährdungen für die Familien sehr kompliziert sein.
4. Kann wissenschaftliche Analyse und Erklärung (vgl. Z.2) das Bild und den Wandel von Familie aufklären?
Wissenschaftliche Analyse und Erklärung kann das Bild und den Wandel von Familie nicht zu 100% aufklären, jedoch dabei helfen einen Einblick in das Geschehen zu bekommen.
Sozialwissenschaftliche Analysen können erst nach der Beendigung eines Prozesses durchgeführt werden, um eine eindeutige Bewertung herauszuarbeiten.
Fazit: Wissenschaftliche Analyse kann den Wandel von Familie aufklären, aber erst nachdem er stattgefunden hat, jedoch ist er noch nicht abgeschlossen.
5. Mit welchem Anspruch beschreibt und erklärt Sozialwissenschaft den Wandel der (familialen) Lebensform?
Das Ziel der Sozialwissenschaft ist es, Gesellschaften und ihre Entwicklungen zu erklären.
Da eine Gesellschaft aus vielen verschiedenen Teilen besteht, die sich gegenseitig beeinflussen, muss sie diese einzeln untersuchen und am Ende in den Kontext stellen.
Somit liegt der Anspruch der Sozialwissenschaft beim Beschreiben und Erklären des Wandels der familialen Lebensformen darin, ihre Auswirkung auf die ganze Gesellschaft zu bestimmen (M4).
(Verdeutlicht haben wir uns die Auswirkungen verschiedener Ereignisse schon im Unterricht mit dem Vier-Felder-Schema. Z.B. Bauernbefreiung)
6. Nehmen Sie vom sozialwissenschaftlichem Standpunkt aus Stellung zu der Frage, dass nach Auffassung des Autors, die Familie vor allem weniger finanzielle Schwierigkeiten braucht.
Wiki Zusammenfassung
Hier sind die Inhalte der letzten Wochen nochmal zusammengefasst. Falls Fehler vorliegen BITTE berichtigen, damit nichts falsches gelernt wird.
Sozialer Wandel
Bereiche:
Lebensformen, Werte, Arbeitswelt
Wie kam es zu einer industriellen Dienstleistungsgesellschaft?
technischen Fortschritt, die Produktivitätssteigerung, die Arbeitskräfteverlagerung und die private Nachfrageverschiebung
Beispiel stärkere Nachfrage: Private Haushalte gaben 1960 nur rund 40% ihres gesamten Einkommens für Freizeitaktivitäten, ihren Hausrat und Unterhaltungsangebote aus. Bis zum Jahr 2004 hat sich diese Zahl um ca. 20% erhöht.
Unterschied zwischen "lifetime employment" und "lifetime employability"
Der Begriff "lifetime employment" bedeutet übersetzt "Anstellung auf Lebenszeit" und steht somit für die Ausübung eines Berufes über die gesamte Lebenszeit.
Der Begriff "lifetime employability" beschreibt also die Bereitschaft und Fähigkeit der Menschen, sich auf neue Beschäftigungen einzulassen und sich den immer ändernden Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen. Dies führt zur Notwendigkeit für einige von uns, im Laufe der Zeit mehrere Berufe bzw. Tätigkeitskombinationen auszuüben.
„Wohlstandsexplosion" in der Bundesrepublik
Zu der Wohlstandsexplosion der Bundesrepublik gehören Einkommen, Wohnungsversorgung und die Konsumgüterausstattung. Die gute Entwicklung von alle dem beruht auf dem sogenannten deutschen „Wirtschaftswunder“. Das durchschnittliche Einkommen pro Kopf erhöhte sich von 1950 bis 1989 von 4400 € auf 18.400 €. Dies ist eine Verbesserung um das 4-fache. Dieser plötzliche Reichtum lässt sich jedoch nicht nur an dem durchschnittlichen Einkommen erkennen, sonder z.B. auch an der Wohnsituation der Westdeutschen.
Weiter bestehende „Ost-West-Lücke"
Die soziale Marktwirtschaft im Westen und die zentrale Planwirtschaft im Osten. Mit ihnen stieg der Lebensstandart in der BRD wesentlich schneller als in der DDR. Dies nennt man die „Ost-West-Wohlstandsschere“, welche sich immer weiter öffnete.
Bildung für einen bildungshungrigen Arbeitsmarkt und eine weniger homogene Gesellschaft
Sozialstruktureller Sicht -> es wurde eine Verbesserung der Qualifikationsstruktur erreicht, was zu einer Höher qualifizierten Bevölkerung führt (die Zahl der Höheren Schulabschlüsse nimmt zu).
Ökonomische Sicht auf Bildungsexpansion -> aus ökonomischer Sicht wurde dann Bildung ein interessantes Thema, da dies nach Wirtschaftswachstum bedeutet.
Problematik der Bildung war ein Wandel der Gesellschaft:
wurden mehr Qualifizierte Arbeiter ausgebildet, so steigt der Anspruch an jeden einzelnen, was zu einer Komplexität der Gesellschaft führte: ->Wissenschaftsgesellschaft
Einwanderung als Herausforderung für eine demokratische Gesellschaft
Was ist Integration? die Systemintegration und die Sozialintegration. Spricht man von Systemintegration, betrachtet man damit die Gesellschaft als Ganzes, während Sozialintegration, worunter die Migration von Migranten zu fassen ist, sich mit der individuellen Eingliederung beschäftigt.
Die Platzierung bezeichnet den Prozess, in dem Migranten eine Position sowohl in der Gesellschaft als auch im Schul- und Wirtschaftssystem einnehmen.
Unter Interaktion fällt alles, was mit Zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat, wie zum Beispiel das Schließen von Freundschaften oder das Bilden von Ehen.
Der letzte Bereich, die Identifikation, beschäftigt sich mit dem Prozess der Identifikation des Einzelnen mit der Gesellschaft.
Eheschließungen und Scheidungen
Absolute und relative Zahlen
Absolute Zahlen stellen eine Anzahl von etwas da. Zum Beispiel wurden im Jahr 2006 190928 Scheidungen eingereicht. Relative Zahlen stellen den Anteil von einem ganzen da. Zum Beispiel sind im Jahr 2005 in Ost-Deutschland 35,6% der bestehenden Ehen wieder geschieden worden.
Bedeutung und Ursachen des Scheidungsverhaltens
Zunächst einmal lässt sich sagen, dass die Scheidung in den letzten Jahren enorm an Akzeptanz gewonnen hat, d.h. dass sie von Bevölkerung und Recht immer mehr als „normal“ angesehen wird. Sie wird nicht mehr als moralisch und religiös verwerflich angesehen, sondern als Möglichkeit der Befreiung und als Ausweg aus Ehekrisen.
Dass heißt allerdings nicht, dass die individuellen Ansprüche an die Ehe gesunken sind, die Ehe ist vielmehr mehr geworden als eine reine Lebensgemeinschaft, sie muss vielmehr geradezu unrealistisch hohen Ansprüchen genügen und soll höchstes Glück und Erfüllung liefern. Viele Ehen, die diese Kriterien nicht mehr Erfüllen können werden aufgelöst.
Scheidungs spirale
Beschreibt eine Entwicklung, die sich selber im Gange hält: die Auswirkungen von Scheidungen begünstigen wiederum andere Scheidungen usw.
Durch die allgemeine Gesellschaftliche Akzeptanz der Scheidung, wird diese schon fast in die Ehe eingeplant: Paare legen sich weniger Eigentumswohnungen und ähnliches zu.
Auch die vermehrte Berufstätigkeit von Frauen ist ein wichtiger Aspekt
Zusätzlich ermöglichen die Scheidungen das leichtere Finden eines neuen Partners
All diese Aspekte führen nachweislich zu einer Erhöhung der Scheidungsraten, was wiederum diese Aspekte neu in Gang setzt und entstehen lässt. Es handelt sich um einen eigen dynamischen Prozess.
Differenzierung privater Lebensformen
Während 1960 gut 95% der Bevölkerung mindestens einmal verheiratet war, sind es mittlerweile lediglich zwei Drittel der Gesamtbevölkerung die“ zusammenleben“, nicht aber unbedingt verheiratet sind. Hinzugekommen sind zudem Lebensformen wie die des „Kinderlosen Paares“, „allein Lebende“ oder auch „living apart-together“ etc. , welche Heute gut einen Drittel unserer Gesellschaft ausmachen.
Lebensformen - von der Stagnation in der Revolution?!
Die Zukunft der Familie: Bedeutungsverlust, Auslaufmodell oder weiterhin Leitbild privater Lebensorientierung
Eine Großfamilie mit vielen Geschwistern und Tanten ist nicht mehr häufig vorhanden. Vielmehr bilden sich stattdessen sogenannte „ Bohnenstangenfamilien“, welche durch die stetig sinkende Geburtenrate und steigende Lebenserwartung verursacht wurden. Die „Bohnenstangenfamilien“ sind somit generationsübergreifend, also auf vertikaler Ebene lang und innerhalb einer Generation, also horizontal, schmal. Urgroßeltern und Uhrenkelkinder sind "gewohnte" Eckpunkte einer Bohnenstangenfamilie.
Doch auch das Zugehörigkeits und Solidaritätsgefühl zwischen den einzelnen Generationen ist sehr stark. Die einzelnen Familienmitglieder leben zwar räumlich getrennt, jedoch bedeutet dies nicht das es mit einer abnehmenden Solidarität zwischen den einzelnen Generationen verbunden ist. Die immaterielle aber auch materielle Unterstützung spielen hier eine entscheidende Rolle.
Vom Beruf auf Lebenszeit zur Lebensabschnittstätigkeit
Jedoch birgt die neue Arbeitssituation gewisse Problematiken: -Die Gründung einer Familie gestaltet sich, aufgrund der finanzieller Unsicherheit,schwierig;
-Die Menschen müssen flexibel sein, Kinder jedoch brauchen eine Umgebung, inder sie einen geregelten Alltag haben
Dieses Problem der Familienplanung stellt auch Prof. R. Gronemeyer heraus und will darauf aufmerksam machen, dass die Familie als Tradition keinen Bestand mehr hat. Der Wandel des Arbeitsmarktes und der hohe Stellenwert des Berufslebens erschweren für viele Menschen die Familienplanung.
Zusatz
Sozialwissenschaftliche Erklärungen fragen immer nach dem sozialen Sinn der Handlungen und sozialen Strukturen. (vgl. Glossar, Max Weber)Daher wurden Erklärungen in der Folge Ursachen für den Geburtenrückgang in Deutschland einem längeren Text entnommen. (vgl. Protokoll)
Kritik an Roland Ingleharts Theorie zum Wertewandel M32/33
zu hoher Wert an Mischtypen. d.h. Es gibt zu viele Personen bei denen sich nicht genau sagen lässt ob sie eher zum post oder einfachen Materialismus tendieren. Dieser Wert ist zudem in den letzten Jahren noch von 50% auf 60% angestiegen. Dies zeigt, dass die „Interessentengruppen“ nicht klar zu unterteilen sind.
Viel verwirrender ist außerdem, dass der Anteil der westdeutschen Materialisten seit 1990 deutlich fiel. Außerdem stieg der Anteil der Postmaterialisten seit 1980 stark. Was ein klarer Widerspruch zu Ingleharts Theorie ist. Somit kann man schon fast von einem Wandel des Wertewandels sprechen.
Eine anderer Kritikpunkt fiel Helmut Klages auf. Denn die Werte wie Pflicht- und Akzeptanz wurden von Selbstentfaltungswerten abgelöst. Allerdings hielten sich Werte wie Ordnungsliebe und Fleiß auf dem selben Grad der Wichtigkeit. Dies ist ein Beweis das der Wertewandel nicht klar in eine Richtung läuft wie beschrieben.
Wertewandel nach Ingelhardt und Klages
Inglehart: Materialistische Ziele: ökonomische und physische Bedürfnisse - Sicherheitsbedürfnis - Streben nach Besitz und Verbesserung (Nachkriegskinder)
Postmaterialistische Ziele: intelektuelle und ästhetische Bedürfnisse - Selbstverwirklichung und persönliche Entfaltung
Werte der Menschen hängen davon ab, inwiefern sie im Wohlstand aufgewachsen sind.
Wertewandel weg von materialistischen - zu postmaterialistischen Zielen und Bedürfnissen
Mangelhypothese: Menschen schätzen, was in ihrer Umgebung knapp ist
Sozialisaionshypothese: Werte werden in Jugendzeit, "formativer" Zeit, geprägt und danach nicht weiter verändert
-->Zahl der materialistuisch Orientierten schrumpft und wird aussterben.
Klages:
Wandel von Pflicht und Akzeptanzwerten zu Selbstentfaltungswerten
sieht keine Entwicklung zu postmaterieller Gesellschaft sondern lediglich Entwicklung, die von Bildungs - und Beschäftigungssystems geboten ist höheres Bildungsniveau = eher individualistische Werte
Abnahme von Pflicht- und Akzeptanzwerten führt zu Moralitätsverlust?
Werte werden lediglich flexibel und situationsangemessen gehandhabt
Selstbentfaltung ist nicht gleich Egoismus Toleranz ist gestiegen Neue soziale Netzwerke entstanden statt wie erwartete Isolation und Anonymisierung
Datenreport 2011
Der gesamte Datenreport 2011 als PDF
Einkommensentwicklung und Verteilung(S.162-164)
Für den Lebensstandard und die Lebensqualität ist das Einkommen die zentrale Reessource der Bevölkerung, doch die Verteilung dieses Einkommens führt immer mehr zu Ungleichheiten und vergrößert die Schere zwischen arm und reich. Eine Steigerung der durchschnittlichen Äquivalenzeinkommen der privaten Haushalte von monatlich 1081 Euro im Jahr 1993 auf monatlich 1499 Euro im Jahr 2009, ist zunächst zu beobachten. Doch der insgesamt geringe Einkommenswachstum der Realeinkommen der 1990er hat mit der konjunkturellen Schwankung zutun, und bildet eine Ursache für die ungleiche Verteilung der Einkommen. In der ersten Hälfte der 90er war durch die Vereinigung ein hoher Einkommenszuwachs zusehn doch schon Mitte der 90er wurde dieser Zuwachs geringer durch das Abflachen der Konjunktur. Ende der 90er wurde ein erneuter Einkommensanstieg beobachtet doch endete 2001 mit dem Abschwung der Konjunktur. Bis 2009 sank so mit der Einkommenszuwachs, doch ab 2009 stieg er dann wieder an. Der Mittelwert sagt jedoch wenig über die gleich/ ungleiche Verteilung der Einkommen aus, deswegen sind ein Indikator für die Verteilung der Einkommensanteile die Bevölkerungsgruppen( Quintil). So langen die ärmsten 20% der Bevölkerung( ärmstes Quintil) immer knapp über 10% des monatlichen Gesamteinkommens, doch sanken so weit das sie zum Beispiel 2009 nur 9,4 % des monatlichen Gesamteinkommens zu Verfügung hatten. Verglichen zu dem reichsten Quintil (die reichsten 20% der Bevölkerung),welche immer über 35% des monatlichen Gesamteinkommens verfügten und im Jahr 2009 auf 36,3% kommen. So hat die Ungleichheit der verfügbaren Einkommen seit Jahrzehnten sein höchstes Niveau erreicht und kann mit dem Gini-Koeffizienten als Ungleichheitsmaß festgelegt werden. Die Jahreseinkommen( Markteinkommen vor Eingriff des Staates und berücksichtigung aller Rückzahlungen und Extragelder(Weihnachtsgeld),Brutto) verdeutlichen die Ungleichheit wesetlich mehr als die Monatseinkommen(Netto). Vergleicht man den Gini-Koeffizienten von den Jahren 1993 bis 2009 ist der Brutto- Gini- Koeffizient von 0,323 auf 0,377 gestiegen und der Netto-Gini-Koeffizient von 0,257 auf 0,293. Eine Weitere Ursache ist hier die Spreizung der Markteinkommen, welche auch zu einer immer größeren Kluft zwischen arm und reich führen. Desweiteren, wird das Aufgehen der Einkommenschere zwischen arm und reich auch mit den ab 2005 auswirkenden Reformprozessen begründet, welche die Eingriffe des Staates (durch z.B. Steuern) zur Verringerung der Differenz der beiden Gini-Koeffizienten ( Brutto-Netto) beschreibt.
Armut in Bevölkerungsgruppen (S.167/ 168)
Befragt wurde ein Bevölkerungsanteil in Deutschland ab dem achtzehnten Lebensjahr nach dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen. Hierbei wurde zunächst zwischen Ost- und Gesamtdeutschland unterschieden. Gleichzeitig parallel aufgeführt sind jeweils die dabei erhobenen Datenergebnisse des Bevölkerungsanteils und der jeweiligen Armutsquote der Jahre 2000 bis 2002 und 2007 bis 2009 mit den Schwerpunktkriterien: Familienstand, Bildungsabschlüsse, Erwerbsstatus und Berufliche Stellung.
- Insgesamt lässt sich anhand der Zahlen feststellen, dass vom Erhebungszeitraum 2000 bis 2002 bis zum Stand 2009, die Armutsquote in Gesamtdeutschland um 1,8 Prozent gestiegen ist. Gesondert zu betrachten ist, dass die Armutsquote der über 18 Jährigen in Ost Deutschland mit 4,7 Prozent für den gleichen Zeitraum einen deutlich höheren Zuwachs hat.
- Bezogen auf den Familienstand ist vor allem der deutlich geringere Armutsanteil der Verheiratet/Zusammenlebenden im Gegensatz zu einem stark erhöhten Risiko für Ledige, hervor zu heben.
- Personen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen sind generell stärker von Armut betroffen. Dieser Anteil steigt auch im Zeitraum der Befragungen (2000 – 2009) stetig an. Auch Personen mit höheren Bildungsabschlüssen unterliegen zunehmend der Gefahr zu verarmen.
Arbeitslosigkeit birgt ein überproportionales Armutsrisiko.
Wichtigsten Daten der Tabelle 5b (S.168): Tab.5b
Ostdeutschland weist hier einen gravierend höheren Anteil auf. Angestellte und Beamte weisen ein viel geringeres, Armutsrisiko als Un-, angelernte Arbeiter und einfache Angestellte auf. Gesondert zu berücksichtigen sind allerdings Auszubildende und Volontäre, die einem signifikant höheren Armutsrisiko unterliegen. Der Osten ist und war auch schon immer am stärksten von der Armut betroffen. Weniger Arme gab es in Stadtstaaten und in der Nord-West Region. Die im Verhältnis „reichste“ Region liegt in Süd-West Deutschland.
- Die Armutsquote (immer von drei Jahre gemittelt) steigt an. Zusätlich beschränkt sich die Armutsbetroffenheit nicht mehr nur auf sozial gefährdete Gruppen. Die Arbeitslosenquote 2000-2002 liegt bei 11,4%, von 2007-2009 schon bei 12,8%. Dies zeigt den deutlichen Anstieg. Auffällig ist außerdem, dass in Ostdeutschland die Arbeitslosenquote immer über der Arbeitslosenquote gesamt Deutschlands liegt. Von 2000-2002 liegt sie in Ostdeutschland bei 14,8% ( im Vergleich ~3% höher) und von 2007-2009 bei 18,8% ( im Vergleich ~6% höher).
- Die Tabelle (S.167) zeigt die Betroffenheit von Armut in Ost- und ganz Deutschland, bei gleichbleibendem Bevölkerungsanteil.
Speziell geht es um die Zeiträume von 2000-2002 und von 2007-2009. Auffällig ist hier das der betroffene Anteil zwischen 2000 und 2002 immer geringer war als in den darauffolgenden Jahren.
- (Unabhänig ob in ganz oder nur in Ostdeutschland) sind Frauen öfter von Armut betroffen. Ein Wert der auch schon 2000-2002 bestand, allerdings aber angestiegen ist.
- Auffällig ist auch das die Armut besonders Menschen zwischen 11 und 30 Jahre betrifft. Hingegen scheint die Armutsbetroffenheit mit dem Alter abzunehmen. Allerdings nimmt sie nicht stetig ab sondern ändert sich je nach Jahr und Wohnort. Doch die Unterschiede zwischen der Armut für Jung und alt ist eindeutig.
- Migranten sind fast dem doppelten Armutsrisiko ausgesetzt. Obwohl hier auch ein starker Unterschied zwischen Ost und Gesamtdeutschland herrscht. So trennen die Prozente der betroffenen in Gesamtdeutschland gerade mal 0,5% zwischen 2000-2002 und 2007-2009, hingegen gab es im Osten die Entwicklung von 27,6 auf 32,6% im selben Zeitraum.
- Eine ähnliche Tabelle der Armut gibt und gab es auch in den Gemeindegrößenklassen. Um so mehr Einwohner es gab um so geringer war auch die Armutsquote. So kommt es das zwischen 2007-2009 bei unter 2000 Einwohner ein Anteil von 14,9% verarmt war. Hingegen waren es bei über 50000 Einwohner gerade einmal 12,2%.
- Wie zu erwarten waren auch Familien mit Eigentumswohnungen seltener von Armut betroffen als Familien bzw einzelne Mieter.
Wichtigsten Daten zu der Tabelle 5a (S.167): Tab. 5a
Für den 2. Datenreport wurden die insgesamte Bevölkerung nach dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen befragt um die Armutsquote zu berechnen. Hier bei wird ebenfalls zwischen Gesamtdeutschland und Ostdeutschland unterschieden. Parallel aufgeführt sind jeweils die dabei erhobenen Datenergebnisse des Bevölkerungsanteils und der jeweiligen Armutsquote der Jahre 2000 bis 2002 und 2007 bis 2009 mit den Schwerpunktkriterien: Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund, Region, Gemeindegrößenklasse und der Mieterstatus.
- Besonders auffallend ist die hohe Armutsquote bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Der im Zeitraum von 2000-2002 gemessene Wert liegt hier bei 20% und stieg bis zum Zeitraum von 2007-2009 auf 20,5% leicht an.
- Personen mit Eigentumshaushalt sind am wenigsten von Armut betroffen mit im Jahre 2009 5,9%.
In Ostdeutschland ist der Anteil der von Armut betroffenen Personen wesentlich größer. Die Armutsquote insgesamt liegt hier im Erhebungszeitraum von 2000-2002 bei 14,8%. Diese stieg stark an auf 18,8% im Jahr 2009.
- Speziell bei Personen mit Migrationshintergrund ist liegt die Armutsquote gravierend hoch, bei 32,6%. Diese war im ERhebungszeitraum von 2000-2002 deutlich niedriger, bei 27,6.
- Im Gegensatz leben dem entsprechend nur "wenige" über 71-Jährige in Armut. 2000-2002 waren es 6,9%. Dann gabe es einen leichten Anstieg auf 7,4%
- Auffallend sind auch die Werte bei den 21-30-Jährigen. Im Zeitraum von 2000-2002 lag der Wert noch bei 20,6%. Es gab einen starken Anstieg auf 28,4% im Jahre 2009.
Auswertung Tabelle 4
Armut und Niedrigeinkommen
Die Tabelle beschreibt die Entwickung der Prozentzahl an Deutschen, die unterhalb bestimmter Armutsgrenzen leben anhand des Äquivalenzeinkommens. Dabei wird der Zeitraum von 1985 bis 2009 in 4-jahresschritten untersucht.
Der Anteil der Bevölkerung der unter der 75% Marke (Niedrigeinkommen) ist in diesem Zeitraum von 32,2% auf 34,8% gestiegen, wie auch der Anteil der Bevölkerung der in Armut lebt (unter 50%). Dieser stieg von 9,0% auf 10,4%. Im Allgemeinen hat sich der Anteil der Ärmeren in den letzten Jahrn erhöht.
Im Gegeteil dazu ist der Anteil an Menschen, die unterhalb der 60% Grenze (Armutsquote)leben in diesem Zeitraum leicht gesunken: von 13,2 auf 12,3. Daraus leiten sich die folgenedn Egebnisse ab: Die Armutslücke liegt bleibt konstant bei 2,8 und die Armutsintensität sinkt leicht von 1,0 auf 0,9.
Wenn man jeweils das Äquivalenzeinkommen des Vorjahrs zugrunde legt ergibt sich ähnliches: Die Armutsquote steigt (13,0 auf 14,0),die Armutslücke steigt leicht (3,0 auf 3,4) während die Armutsintensität sich bei 1,3 hält.
Auffällig ist dabei, dass im Laufe der letzen Jahre alle Indikatoren angestiegen sind. Das bedeutet dass das Niveau von Armut und Nidriegeinkommen im Vergleich zu den Vorjahren enorm hoch ist. Diese Enwicklung ist jedoch besonders bis 2005 zu beobachten. In dem folgenden Zeitraum bis 2009 stagnieren die Werte mehr und mehr.
Tabelle 3 - Auswertung
Die Tabelle auf der Seite 164 weist zunächst die Schichtung der Bevölkerung nach relativen Einkommenspositionen auf und das jeweilige monatliche Haushaltsnettoeinkommen von 1985 - 2009, äquivalenzgewichtet in % des Mittelwerts. Die relativen Einkommenspositionen sind in relative Armut( 0-50%), prekärer Wohlstand (50-75%), untere bis mittlere Einkommenslage (75-100%), mittlere bis gehobene Einkommenslage (125-150%), relativer Wohlstand (150-200%) und höherer Wohlstand (>200%) unterteilt. Es ist deutlich erkennbar, dass sich in den zwei unteren Einkommenspositionen relative Armut und prekärer Wohlstand das Haushaltsnettoeinkommen in den jahren 1985-2009 um mehr als einen Prozent erhöht hat. In den drei nächst höheren Einkommenspositionen geht der Trend zwischen 1985 und 2009 im Prozentsatz um durchschnittlich beinahe zwei Prozent hinunter. Diejenigen, die am besten verdienen, deren Prozentsatz erhöht sich wiederum um ebenfalls durchschnittlich einen Prozent. Deutlich erkennbar ist der Rückgang des Prozentsatzes bei gehobener Einkommenslage im vergleich zum relativen Wohlstand, dessen Prozentsatz wiederum ansteigt.
Gini-Koeffizient
Der Gini-Koeffizient ist ein Maß, welches die Einkommenskonzentration näher behandelt.
Dazu gibt er einen Wert von 0 bis 1 an, wobei 1 die größtmögliche Ungleichheit darstellt, also bedeutet, dass eine Person alles verdient.
Demzufolge verdienen bei einem Wert von 0 alle das Gleiche.
Wenn der Koeffizient in Prozent dargestellt wird entsprechen 100% dem Wert 1.
Der Gini-Koeffizient baut auf der Lorenzkurve auf, welche eine Einkommensverteilungsdarstellung ist.
Lorenz-Kurve
Die Lorenz-Kurve ist eine Darstellung der personellen Einkommensverteilung. Die x-Achse zeigt die kumulierten (aufaddieren) Einkommensbezieher, dabei werden die Haushalte einer Volkswirtschaft, beginnend mit den niedrigsten Einkommen, geordnet. Auf der y-Achse ist das kumulierte Einkommen, Volkseinkommen, dargestellt.
Die Lorenz-Kurve zeigt also das Maß für die Einkommenskonzentration und damit, wie viel Prozent des Volkseinkommens auf wie viel Prozent der Einwohner entfallen.
Die Kurve der Gleichverteilung (eine 45°-Linie) ist eine Hilfslinie um den Grad der Ungleichheit der Einkommensverteilung zu verdeutlichen. Je näher die Lorenz-Kurve an der Kurve der Gleichverteilung liegt, desto gleichmäßiger ist das Volkseinkommen.
Hier ein Beispiel für eine Lorenz-Kurve [7]
Gini-Koeffizient
Der Gini-Koeffizient ist ein Konzentrationsmaß, dass die Abweichung der tatsächlichen Verteilung also der Lorenzkurve von der Kurve der Gleichverteilung angibt.
Dafür wird die Fläche A zwischen der Lorenzkurve und der Kurve der Gleichverteilung berechnet (Dreieckfläche-Integral der Lorenzkurve) und ins Verhältnis zur Dreiecksfläche B unter der Kurve der Gleichverteilung gesetzt (A/B). Besteht beispielsweise kein Unterschied zwischen der Lorenzkurve und der der Gleichverteilung ist A=0. Also ist auch der Gini-Koeffizient 0 (0/B).
Die Quantilsanteile
Die Quantilsanteile sind ein Maß, mitdem man den Einkommensanteil bestimmter Bevölkerungsgruppen in der gesammten Bevölkerung angeben kann. Dies ist eine nützliche Methode, um die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen darzustellen.
Je nach Einteilung der Bevölkerung, zum Beispiel in 10% Anteile, werden diese unterschiedlich benannt.
( Bei 10% Schritten Dezilsanteile (Zehntel-) oder bei 20% Quintilsanteile)
Modelle sozialer Ungleichheit und sozialgeschichtlicher Kontext
Nachdem die soziale Ungleichheit in verschiedenen Dimensionen und die Armut in Deutschland bearbeitet wurden, geht es nun um Modelle sozialer Ungleichheit.
Zur Einführung wurde der Arbeitsmarkt als besondere Markt erarbeitet (siehe dort). Diese besondere Struktur des Arbeitsmarktes wurde durch "Arbeitsbeziehungen: Die fundamentale Logik der Interessen" vertieft.
Klassentheorie und Klassenlage - Der Sozialstaat als Klassenkompromiss ?!
Daran konnte nun die Klassentheorie von Marx (Tabelle: Kapital vs. Arbeit) und die Fortführung von Weber (Klassenlagen) anschliessen. Anhand des Datenreports 2011 wurden verschiedene Klassenlagen in Anlehnung an Max Weber deutlich.
Ein Lehrervortrag zum Thema "Die relative Emazipation des Staates von der Ökonomie" (Richard Münch) führte von der Klassengesellschaft über die sozialen Kämpfe der Arbeiterbewegung zu den heute etablierten sozialstaatlichen Institutionen. Der Sozialstaat steht dabei in der Tradition des Interessenausgleichs zwischen Kapital und Arbeit (Marx), bzw. zwischen verschiedenen Interessengruppen (Weber). Der Interessenausgleich findet sowohl im Bereich der Arbeitsbeziehungen statt (z.B. Tarifautonomie, Kündigungsschutz, ...) als auch in der wohlfahrtsstaatlichen Dimension (z.B. Sozialversicherungen, Grundsicherung, Steuerpolitik, ...). Zentral für die Durchsetzung des strukturellen Machtungleichgewichts war sowohl die Organisationsmacht der Gewerkschaften/Arbeiterbewegung als auch das allgemeine und gleiche Wahlrecht, das jedem einzelnen unabhängig von seiner ökonomischen Stellung Einfluß auf die Regierungsbildung zuspricht. (Tafelbild)
Das Verhältnis von Staat - Ökonomie - Bürgerschaft ist eines, das einem steten Wandel unterliegt und sich nationalen, europäischen und darüber hinausreichenden Wandlungsprozessen stellen muss.
Aktuelle Debatten zur Reform des Sozialstaates
Eine zentrale sozialstaatliche Maßnahme ist die Sicherung bei Erwerbslosigkeit. Diese war seit Ende der 70er Jahre ein politisches und gesellschaftliches Dauerproblem geworden. Eine darauf bezogene Reform von enormer geselslchaftlicher und politischer Tragweite war die so genannte AGENDA 2010. Diese wird daher etwas genauer betrachtet.
Einführung: Situationsbericht einer jungen Frau, die gut gebildet und sozial gut eingebunden seit Jahren versucht aus der Aneinanderreihung von Paraktika in ein "richtiges" Arbeitsverhältnis zu wechseln. Sie lebt vom ALG II.
1. Begründung der Reform durch Gerhard Schröder (Kanzler einer rot-grünen Koalition, 2003) An der Rede wurde durch die Analyse von Luca deutlich, dass der Sozialstaat von einer möglichst großen gut verdienen Anzahl von Erwerbstätigen abhängig ist. (vgl. Floren, Band 2, M67, Seite 197f.) Nur dann kann der Sozialstaat (Sozialversicherung) Erwerbslose durch Lohnersatz absichern oder durch aktive Wirtschafts- oder Arbeitsmarktpolitik fördernd eingreifen.
2. Vergleich der Situation von Erwerbslosen vor und nach der so genannten HARTZ IV Reform. Analyse der neuen Macht- oder Verantwortungsverteilung zwischen Markt - Staat - BürgerInnen.
3. Analyse der Diskussion in den Medien zum Thema "Lohnt sich arbeiten überhaupt?!" Im Zuge dieser Analyse: Die Methode der Ideologiekritik und der Aufdeckung von Interessen. Abschließend wurde eine empirische Untersuchung zu der Annahme bearbeitet, dass fehlende Arbeitsanreize zu Langzeitarbeitslosigkeit führen. Diese These wird nicht nur durch die Studie von Vobruba u.a. (Böckler impuls, 9/2011, Seite 3, im Internet abrufbar) wiederlegt.
4. Vertiefend wurde der Text "Die (nüchterne) Ökonomie der Arbeitslosenversicherung" bearbeitet. (Tafelbild)
Hartz IV
Die Hartz-Reformen: Der Anfang
In der Regierungserklärung des Altkanzlers Gerhard Schröder (SPD) vom 14. März 2003 zur "Agenda 2010" erklärt der Kanzler die Notwendigkeit der Reformen und des Umbaus des Sozialstaates.
Zunächst erläutert er die anhaltende Problematik des stagnierenden Wachstums, welcher mit einer mangelhaften Beschäftigung verbunden ist. Ursache für diese Problematik ist die "drohende" Modernisierung durch die "ungebremsten Kräfte des Marktes, die das Soziale (im Staat) beiseite drängen" (Z. 20ff).
Dies muss Mithilfe der "Erneuerung" (Z. 24) des Sozialstaates verhindert werden. Die Maßnahmen, die für "Veränderungen" (S. 30) notwendig sind, lauten wie folgt: "(Die) Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fördern und mehr Eigenleistung von jedem Einzelnen abfordern" (Z. 9ff).
Konkret bedeuten die Maßnahmen, dass die Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengelegt und gekürzt werden.
Darüber hinaus soll der "Anreiz" für Langzeitarbeitslose einen Job aufzunehmen durch den Fortbestand des Anrechts auf Transferleistungen erhöht werden, welcher dafür sorgt, dass ein Erwerbstätiger immer mehr hat als ein Arbeitsloser. Umgekehrt drohen Langzeitarbeitslosen, die „sich zu Lasten der Gemeinschaft zurücklehnen“ (vgl. Z. 67f) und zumutbare Arbeit ablehnen, Sanktionen.
Somit soll gewährleistet werden, dass die „ sozialen Hilfen wirklich Hilfe für die sind, die sie brauchen“ (vgl. Z 44f). Ziel ist es eine hohe Beschäftigungsquote und eine wachsende Wirtschaft zu generieren, denn die sind die Voraussetzungen für einen funktionierenden Sozialstaat (vgl. Z 32 ff). Somit schließt sich der Kreis: Die Reformen des Sozialstaates sind Voraussetzung für Wachstum und Beschäftigung, welche wiederum Voraussetzung für den Sozialstaat sind.
Hartz IV: Knackpunkte der Reform
In dem Artikel „Hartz IV: Knackpunkte der Reform“, welcher in der Wochenschau vom September bis Dezember 2009 erschien, wird der Wandel, der mit den Reformen von Hartz IV einhergeht anhand eines Vergleichs zum alten System verdeutlicht.
Im alten System der Arbeitslosenunterstützung wurden in der Regel 24 bis 36 Monate Arbeitslosengeld ausbezahlt, welches 60% des letzten Nettoeinkommens (bzw. 67% für Unterhaltspflichtige) ausmachte. Langzeitarbeitslose bekamen „Arbeitslosenhilfe“, welche mehr betrug als die Sozialhilfe (vgl. Z. 8ff).
Mit Hartz IV kam es zu drei maßgeblichen Veränderungen:
1. Wurde die Höchstbezugsdauer von „Arbeitslosengeld I“ auf meist 12 Monate herabgesetzt;
2. wurde die Arbeitslosenhilfe durch „Arbeitslosengeld II“ ersetzt, welches verringert und mit der Sozialhilfe gleichgestellt wurde und
3. wurde durch die „Verschärfung der Zumutbarkeitskriterien für die Arbeitsaufnahme“ (Z. 48 ff), der Druck auf Langzeitarbeitslose, einen Job zu finden, erhöht.
Somit wird ein großer Teil der Verantwortung der finanziellen Versorgung, die vorher beim Staat lag, auf die Bürger übertragen von denen nun eine höhere Eigenleistung und Eigeninitiative gefordert wird.
Dies bedeutet zugleich, dass der Staat stärker auf den (sich selbststeuernden) Markt setzt, der dem Bürger genügend Arbeitsangebote zur Verfügung stellt, um somit die Arbeitslosenquote zu minimieren und zeitgleich Wachstum zu generieren.
Vorher hingegen fungierte der Staat durch die größere finanzielle Unterstützung der Bürger als Stütze und entlastete somit die Bürger und die Wirtschaft von den heutigen Pflichten.
Sozialpolitik und soziale Gerechtigkeit
Auswertungen M61 & M63 (Aufgaben)
M61 'Die Finanzierung des deutschen Sozialleistungssystems'
1. Arten von Einkommen, die durch die Primärverteilung entstehen: Vermögenseinkommen, Arbeitseinkommen und Unternehmereinkommen
-> davon fließen an den Staat: Sozialversicherungsbeiträge und Steuern
Woraus ergibt sich die Einrichtung "indirekte Steuern" ? -> Indirekte Steuer= zum Beispiel Mehrwertsteuer
2. Der Staat teilt zwischen öffentlichen Haushalten und Sozialleistungen ohne Einschränkung auf (Sekundärverteilung). Die Sozialversicherungsbeiträge fließen ausschließlich in die Sozialleistungen (Renten, Arbeitslosengeld...). Zudem werden aus den öffentlichen Haushalten Zuschüsse an die Sozialleistungen gezahlt. Die Steuern werden von den Sozialversicherungsbeiträgen "getrennt" und fließen ausschließlich in die öffentlichen Haushalte.
M63
2. Solidarprinzip: Die Versicherten bezahlen individuelle Beiträge nach Leistungsfähigkeit. Wer mehr einzahlen kann, wird auch stärker belastet. Jedoch wird die Leistung an sich bedarfsabhängig erbracht, dadurch bekommt der, der mehr einzahlt nicht umbedingt eine höhere Leistung. -> Krankenversicherung: gesund zahlt für krank, Single zahlt für Familie, reich zahlt für arm
Äquvalenz- & Versicherungsprinzip :
Versicherungsprinzip (= kein Zwang):
- dient der individuellen Vorsorge
- lässt die Wahl des Leistungsumfanges je nach Leistungsfähigkeit des oder der Einzelnen
Äquivalenzprinzip (individuelle Einheit):
- Beitragshöhe richtet sich nach dem versicherten Risiko
-> je höher die Risikofaktoren desto höher sind Beiträge und Prämien -> jeder entscheidet selbst, gegen welche Risiken er/sie sich zusätzlich absichern möchte.
Versorgungsprinzip:
- Entschädigung für erlittene Nachteile
- wird mit Geldern der Steuerzahler an den Sozialstaat finanziert
Subsidaritätsprinzip:
4 Aufeinander aufbauende Einheiten:
1. Einheit: individuell
2. Einheit: familiär
3. Einheit: lokal
4. Einheit: staatlich (<- Pflicht zur Hilfe)
- Größere Einheit nachrangig zu kleinerer Einheit
- Sprung in nächst größere Einheit bedeutet : Überforderung aller vorrangigen Einheiten
-> erst dann werden Leistungen der Sozialhilfe erbracht