Stilwandel um 1730
Die Frühklassik beschreibt den fließenden Übergang in der Musikgeschichte vom Spätbarock (bis ca. 1740) zur Wiener Klassik (von 1750 das Todesjahr von Bach bis 1827 dem Todesjahr Beethovens). Während dieser Epoche der Stilwandels änderte sich der musikalische Geschmack sowie die Vorstellungen von Musik. Es ging hierbei nicht mehr -wie im Barock- um den so genannten Ratio (Verstand) und um das suggerieren von Verstand und Intellekt. Es ging um Emotio (Gefühl) und um das Transportieren von Empfindungen und Natürlichkeit. Die Musik sollte den Zuhörer mitreißen und ihn in seiner Gefühlswelt rühren. Zudem wurde die Unbegreiflichkeit der Musik oft als Ausdrucksform der Musik, als Kunstgattung, benutzt. Der Grundsatz während der Frühklassik hieß "Galanter Stil statt Gelehrter Stil".
Geschichtlicher Hintergrund
Zu der Zeit des Stilwandels um 1730 war die Zeit der Aufklärung und des aufgeklärten Absolutismus. So formulierte Immanuel Kant den Geniebegriff "Das Genie gibt der Kunst die Regel" und motivierte die Komponisten zu einem individuellen, eigenen Stil. Ferner definierte er den Begriff der Aufklärung und forderte auf: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Durch die Forderung «Retournons à la nature» (Zurück zur Natur) des Schriftstellers Jean-Jaques Rousseau (1712-1804) ein neues Ideal der Natürlichkeit, das sich in der Musik in der Zeit widerspiegelte.
Wichtige musikalische Entwicklungen:
- Musikinteresse verlagerte sich von kirchlicher Musik auf weltliche Musik
- Beliebtheit von Instrumentalmusik stieg an
- der Generalbass entfiel
- Normierung von musikalischen Ensembles (eine typischen Orchesterbesetzung, Streichquartette,...)
- Melodie und Harmonik bekamen einen einfacheren und natürlicheren Charakter
-Einheitsaffekt des Barock wurde durch Kontraste, wie z. Bsp. durch differenzierte Dynamik oder durch motivische-thematische Verarbeitung und vielfältige Ideen abgelöst