Die Liebenden Bertolt Brecht: Unterschied zwischen den Versionen

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== Reimschema ==
 
<u>Die Liebenden</u>
 
 
   
 
'''1'''Sieh jene Kraniche in großem Bogen! <span style="color: red">(a)</span><br />
 
 
'''2'''Die Wolken, welche ihnen beigegeben <span style="color: red">(b)</span><br />
 
 
'''3'''Bogen mit ihnen schon, als sie entflogen <span style="color: red">(a)</span>
 
 
'''4'''Aus einem Leben in ein andres Leben <span style="color: red">(b)</span>
 
 
 
'''5'''In gleicher Höhe und mit gleicher Eile <span style="color: red">(c)</span>
 
 
'''6'''Scheinen sie alle beide nur daneben. <span style="color: red">(d)</span>
 
 
'''7'''Daß so der Kranich mit der Wolke teile <span style="color: red">(c)</span>
 
 
'''8'''Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen <span style="color: red">(e)</span>
 
 
'''9'''Daß also keines länger hier verweile <span style="color: red">(c)</span>
 
 
'''10'''Und keines andres sehe als das Wiegen <span style="color: red">(e)</span>
 
 
'''11'''Des andern in dem Wind, den beide spüren <span style="color: red">(f)</span>
 
 
'''12'''Die jetzt im Fluge beieinander liegen <span style="color: red">(e)</span>
 
 
'''13'''So mag der Wind sie in das Nichts entführen <span style="color: red">(f)</span>
 
 
'''14'''Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben <span style="color: red">(g)</span>
 
 
'''15'''Solange kann sie beide nichts berühren <span style="color: red">(h)</span>
 
 
'''16'''Solange kann man sie von jedem Ort vertreiben <span style="color: red">(g)</span>
 
 
'''17'''Wo Regen drohen oder Schüsse schallen. <span style="color: red">(i)</span>
 
 
'''18'''So unter Sonn und Monds wenig verschiedenen Scheiben <span style="color: red">(g)</span>
 
 
'''19'''Fliegen sie hin, einander ganz verfallen. <span style="color: red">(i)</span>
 
 
'''20'''Wohin ihr? Nirgendhin. Von wem davon? Von allen. <span style="color: red">(j)</span>
 
 
'''21'''Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen? Seit kurzem. <span style="color: red">(k)</span>
 
 
'''22'''Und wann werden sie sich trennen? Bald. <span style="color: red">(l)</span>
 
 
'''23'''So scheint die Liebe Liebenden ein Halt. <span style="color: red">(l)</span>
 
 
== Inhalt ==
 
 
Thema: Verhältnis zweier Liebender
 
 
Zwei Kraniche fliegen begleitet von Wolken, für eine kurze Zeit auf gleicher Ebene und in gleichem Tempo.<br />
 
Sie sind aufeinander Konzentriert und durch nichts abzulenken.<br />
 
Sie genügen einander und brauchen kein Ziel, da die Liebe ihnen reicht.<br />
 
 
== Sprache und Retorik ==
 
 
<u>Metaphern:</u>
 
 
Kranich  -  " Vogel des Glücks" ( griechische Mythologie)
 
              Haben spektakuläre Balztänze
 
 
Himmel  -  Zweigeteilt
 
                Positiv:  Himmel als Sphäre des Glücks
 
                                Wind/Wiegen (Energie, Beschwingtheit, Hochgefühle)
 
                Negativ: Wolken (Probleme)
 
 
Flug  -  Lebensweg, der sich gekegentlich mit dem anderer kreuzt
 
 
Höhe  -  Beziehungsebene
 
 
Eile  -  Beziehungstempo
 
 
Sonne/Mond  -  Tag/Nacht ( Verschwimmende zeitliche Dimension)
 
 
 
<u>Anapher</u>
 
 
"Solange..." (V. 15)
 
"Solange..."  (V. 16)
 
 
== Einordnung ==
 
 
 
==Analyse==
 
 
 
<u>Vers 20-23:</u>
 
                    - Autor macht im letzten Abschnitt eine resignierte Haltung gegenüber dem Thema Liebe/Beziehung deutlich.
 
                    - Leicht ironiesierender Ton
 
                    - Ausichtslosigkeit (Ziellosigkeit).
 
                    -> "Wann werden sie sich trennen? Bald.". (V. 22)
 
                    - Spricht den Leser direkt an.
 
                    - unterstellt dem Leser die gleichen Zweifel/ Grundannahmen bezüglich Beziehungen wie er selbst sie hegt
 
                    -> "Ihr fragt..?" (V. 21)
 
 
<u>Vers 1-19:</u>
 
                  - kritisch anmutende Begriffe
 
                  -> "scheinen" (V. 6 & V. 23), "mag" (V. 13) und "kurz" (B. 8 & V. 21)
 
                  - Liebe/Glück ist vergänglich beziehungsweise von kurzer Dauer
 
                  -> "Den schönen Himmel, den sie <u>kurz</u> befliegen" (V. 8)
 
                        "Wann werden sie sich trennen? Bald" (V. 22)
 
 
 
     
 
 
Das Gedicht behandelt die Geschichte zweier Liebender, deren Wege sich für kurze Zeit kreuzen. Zwar bringen beide ihre Vorbelastung und eigenen Probleme in die Beziehung ein ("..dass so der Kranich mit der Wolke teile", V.7), jedoch gehen sie in der Gegenwart des Anderen völlig auf, vergessen und verdrängen, in der Konzentration auf einander, die Welt um sich herum(Vgl. 15,18). Sie sind blind vor Liebe "Fliegen sie hin, einander ganz verfallen" (V.19). Jedoch ist das starke Gefühl der Verbundenheit bzw. die starke Anziehungskraft endlich "Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben" (V.14). Der Autor gibt nicht nur zu verstehen, dass er nicht an Beziehungen glaubt, sondern sogar, dass er die Kraft der Liebe für eine Illusion hält. "So scheint die Liebe Liebenden ein Halt" (V.23).
 
 
 
Quelle Gedicht: http://www.joergalbrecht.de/es/deutschedichter.de/werk.asp?ID=614
 
 
 
 
Mara,Semih und David
 

Aktuelle Version vom 14. Dezember 2012, 15:55 Uhr

Notizen: