Poliomyelitis: Unterschied zwischen den Versionen

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Poliomyelitis, oder auch Kinderlähmung, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Poliovirus ausgelöst wird. Dieser dockt an den Nervenzellen des Rückenmarks und des Stammhirns an. Bei der Vermehrung werden die Nervenzellen zerstört, dadurch ist die Steuerung der Muskeln nicht möglich, eine Lähmung tritt ein.  
 
Poliomyelitis, oder auch Kinderlähmung, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Poliovirus ausgelöst wird. Dieser dockt an den Nervenzellen des Rückenmarks und des Stammhirns an. Bei der Vermehrung werden die Nervenzellen zerstört, dadurch ist die Steuerung der Muskeln nicht möglich, eine Lähmung tritt ein.  

Version vom 6. April 2015, 18:42 Uhr

Poliomyelitis, oder auch Kinderlähmung, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Poliovirus ausgelöst wird. Dieser dockt an den Nervenzellen des Rückenmarks und des Stammhirns an. Bei der Vermehrung werden die Nervenzellen zerstört, dadurch ist die Steuerung der Muskeln nicht möglich, eine Lähmung tritt ein.

Inhaltsverzeichnis

Symptome

Die Poliomyelitis tritt meistens ohne Symptome auf. Nur bei 5% aller Infizierten lassen sich Symptome feststellen. Der Krankheitsverlauf teilt sich in drei Abschnitte: 1. 6-9 Tage nach der Infektion tritt die abortive Poliomyelitis ein, es kommt zu Fieber, Übelkeit, Durchfall, Kopf- und Gliederschmerzen. 2. 3-7 Tage nach der ersten Phase kommt es zur nicht-paralytischen Poliomyelitis, der Erkrankte erleidet Nackensteifheit, erhöhte Sensibilität auf äußere Reize und eine stark schwankende Körpertemperatur. 3. 1-2 Tage nach Beginn der zweiten Phase entwickeln circa 1% der Infizierten eine bleibende Lähmung der Beine, Arme oder der Atemmuskulatur.

Krankheitsauslöser

Die Krankheit wird durch das Polivirus ausgelöst, das eine Kopie des RNA-Genoms, welches als Informationsträger dient, enthält. Das Virus ist gegen Säuren bis zum pH-Wert 2 resistent, also ist ihm die Magenpassage möglich. Es vermehrt sich im Cytoplasma, überträgt die RNA und repliziert (vermehrt) sie. Die Zelle stirbt ab und die Viren werden freigesetzt. Durch schlechte hygienische Verhältnisse wird die Ausbreitung der Infektion noch begünstigt.

Übertragungswege

Das Virus ist nur auf Menschen übertragbar. Es wird über den Stuhl ausgeschieden und durch eine Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Die Infektion ist relativ leicht, da das Virus schon übertragen wird, wenn man zum Beispiel nach dem Stuhlgang die Hände nicht wäscht und danach Speisen zubereitet. Das Virus kann ebenfalls über verschmutztes Trinkwasser übertragen werden.

Diagnose

Die Poliomyelitis ist an ihren Symptomen zu erkennen, vor allem an der schwankenden Fieberkurve, da die Körpertemperatur nicht konstant hoch ist, sondern schwankt. Die Viren sind im Stuhl, Rachenspülwasser und Gehirnwasser vorzufinden. Die Antikörper befinden sich im Serum.

Historische Eckdaten

Bis 1880 kam die Poliomyelitis nur in begrenzten Gebieten vor und trat dann als ansteckende Massenkrankheit auf, an dieser erkrankten tausende von Menschen, vor allem Kinder. Viele starben daran, oder mussten ihr Leben lang mit den körperlichen Folgen leben. Im Jahre 1948 gelang es den Forschern Anders, Weller und Robbins Polio-Viren auf Kulturen von tierischem Gewebe zu züchten. 1954 entwickelte Jonas Salk erstmals einen Totimpfstoff, der die Viren mit Formalin, einer giftigen, chemischen Substanz, tötete. Dieser Impfstoff wirkte jedoch nur unzureichend, woraufhin 1960 Albert Sabin einen Lebendimpfstoff entwickelte. Sabins Impfstoff wurde weltweit Millionen Menschen verabreicht. Die Infektionen sanken von 100.000 auf nur 1.000 im Jahr. Die Kinder erkannten, wie es schien, an einer kurzen, heftigen Grippeerkrankung mit hohem Fieber, Atemnot und im schlimmsten Falle Lähmung. Die Betroffenen mussten sich an das Gehen mit Krücken, Schienen oder an Rollstühle gewöhnen. Im Notfall, bei Atemmuskellähmung, musste die eiserne Lunge (das erste klinische Gerät, das eine maschinelle Beatmung des Menschen ermöglichte) eingesetzt werden. 1952 erreichte die Krankheit ihren Höhepunkt. In den USA wurden 58.000 Fälle gemeldet, davon 3.000 Tote und 21.000 mit bleibenden Schäden. In Deutschland starben von 9.000 Erkrankten 800 und 6.00 blieben gelähmt.

Risikogruppen und -gebiete

Hauptsächlich sind Afrika, insbesondere Nigeria, und in Asien Pakistan, Afghanistan und Indien betroffen. Europa gilt seit 2002 als poliofrei. Besonders anfällig für die Krankheit sind Kinder unter 5 Jahren und Jugendliche in diesen Länder. Im Jahr 2014 waren weltweit nur noch 359 gemeldete Fälle.

Impfung

1962 wurde erfolgreich der erste Lebendimpstoff verabreicht und bewahrte somit viele Menschen vor dem Befall der Erkrankung. Leider ging das vermehrungsfähige Virus auf noch umgeimpfte Mitbürger über und sorgte für eine kurzzeitige neue Epidemie. Bis 1998 wurde diese jedoch als Schluckimpfung verabreicht. Im selben Jahr wurde der bereits entwickelte Totimpfstoff verbessert und wird noch bis heute ab dem Alter von 2 Jahren injiziert.

Behandlung

Das sich bereits festsetzte Virus kann nicht bekämpft werden, sondern die Symptome der Krankheit gedämpft. Falls es dem Patienten körperlich noch möglich ist, wird eine Physiotherapie verordnet, um die Muskeln in Bewegung zu halten. Tritt eine Lähmung in der Atemmuskulatur auf, wird der Erkrankte durch eine künstliche Beatmung am Leben gehalten. Die Letalität (Sterberate) der Poliomyelitis liegt bei 2-20%.