Standorttheorie nach Weber

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Standorttheorie nach Alfred Weber

Inhaltsverzeichnis

Geschichte:

Alfred Weber lebte von 1868 bis 1958 und brachte 1909 ein Buch "Über den Standort der Industrie" heraus, indem er die Frage nach dem optimalen Standort für einen Industriebetrieb untersuchte, mit der Unterscheidung von den wichtigen und relevanten Standortfaktoren: Transportkosten, Arbeitskosten und Agglomerationsvorteile. Dabei ging er vor allem auf die Frage nach den niedrigsten Transportkosten ein.


Theorie:

Bei der Standorttheorie nach Weber muss man bei der Frage nach den kostengünstigsten Transportkosten zwischen Reingewichtsmaterial und Gewichtsverlustmaterial unterscheiden. In Bezug auf das Saarland und die dort ansässige Industrie (Stahl-und Kohletagebau) ist die Kohle, welche an zehnfacher Menge zur Stahlverarbeitung nötig ist, das Gewichtsverlustmaterial. Das Erz bzw. der Stahl stellt das Reingewichtsmaterial dar, weil es an Gewicht kaum bzw. garnichts verliert. Gesucht ist Transportkostenminimalpunkt (Gewicht in t x Entfernung in km). Wenn also von Kohle die zehnfache Menge gebraucht wird, dann ist der Transportkostenminimalpunkt näher zur Kohlegewinnungsstätte, weil die Transportkosten somit bei einer solchen Menge gespart werden können.

Bei der Standorttheorie nach Weber gibt es nun mehrere Möglichkeiten, welche wie folgt aus sehen:

1. Entweder es gibt zwei Materialien, welche beide Reingewichtsmaterialien sind, wodurch der Produktionsort direkt auch der Absatz-/Konsumort ist, damit die Transportkosten möglichst niedrig gehalten werden. Beide Reingewichtsmaterialien müssen nur einmal transportiert werden (=Transportkostenminimalpunkt -> K = P) Martin B.png 2. Nun sind ein Gewichtsverlustmaterial und ein Reingewichtsmaterial von belangen, wodurch der Produktionsort näher in Richtung des Standpunktes von der Gewinnung des Gewichtsverlustmaterial rückt. Denn vom Gewichtsmaterial wird viel mehr zur Herstellung des gewünschten Produktes benötig, weshalb der Transportweg davon möglichst gering gehalten sollte Beispiel.jpg 3. Wenn nun zwei Gewichtsmaterialien vorhanden sind, dann liegt der Produktionsort entweder näher an dem Fundort des Materials, wovon mehr benötigt wird zur Veredlung/Herstellung, oder in der Mitte der beiden Fundorten der Materialien.


Bei der Theorie nach Weber gilt eine Regel:

-> Je mehr das Material bei der Weiterverarbeitung an Gewicht verliert desto näher liegt der Produktionsort am Fundort dieses Rohstoffes.
-> Je weniger der Rohstoff bei der Herstellung eines Produktes an Gewicht verliert, desto näher liegt der Produktionsort am Absatzort Dies wird als rohstofforientierte und absatzorientierte Industrie bezeichnet



Beispiel im Saarland:

Ein Beispiel für einen Transportkostenminimalpunkt nach der Standorttheorie von Weber im Saarland befindet sich in der Nähe der Orte Dillingen und Saarlouis.

In Dillingen befindet sich eine der vier Produktionsorte der Saarstahl AG im Saarland. Die Saarstahl AG ist eines der größten saarländischen Unternehmen, das Unternehmen arbeitet heute mit Stahl und verarbeitet diesen zu Vorprodukten für zum Beispiel die Bauindustrie oder auch für die Autoindustrie.[1]

In unmittelbarer Nähe findet man in Saarlouis ein Fordwerk. Die Autoindustrie spielt in der Industrie des Saarlands eine große Rolle. In den Montagewerken der Automobilhersteller werden allerdings oftmals nur die von externen Zulieferern gelieferten Teile zusammengesetzt. Wenn man nun dieses Beispiel auf die Standorttheorie von Weber überträgt, ist der Stahl ein Gewichtsverlustmaterial bei der Montage der Automobile. Da die Stahlblechrollen für die Karosserien schwer sind ist ihr Transport weitaus aufwendiger als der Transport der anderen, kleineren Teilen die zum Beispiel zur Ausstattung des Cockpits dienen oder die Scheinwerfer. Diese Teile sind als Reingewichtsmaterial zu betrachten.

Aus diesen Gründen ist die Kombination der Hüttenwerke in Dillingen und der Fordwerke in Saarlouis ein gutes Beispiel für die Standorttheorie nach Weber, weil der Produktionsort an den Standort des Gewichtsverlustmaterials herangerückt ist, so spart man Transportkosten, denn Saarlouis ist der Transportkostenminimalpunkt. Auf der Karte kann man den Zusammenhang gut erkennen:

<googlemap version="0.9" lat="49.351072" lon="6.744232" type="map" zoom="13"> (A) 49.358948, 6.730884, Saarstahl AG (Stahlproduktion) Bismarckstraße (B) 49.345987, 6.769286, Ford-Werke Gesellschaft mit beschränkter Haftung Saarlouis (B) 49.342494, 6.764825, Ford-Werk Tor 3 Henry-Ford-Str. 2 Saarlouis, (B) 49.352303, 6.768513, Ford-Werke GmbH Henry-Ford-Straße 2 Saarlouis, (C) 49.339794, 6.727425 Absatzort (Verschiffung über die Saar oder per Lkw über die A8 der fertigen Autos) (B) 49.343616, 6.752501 Ford- Zulieferungspark


</googlemap>

1. A = Stahlproduktion 2. B = Ford-Werke (Stahlweiterverarbeitung) 3. C = Absatzort

Saarland

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