Aktuelle Urheber*innenrechtsdebatte

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Inhaltsverzeichnis

Warum zankt ihr euch alle um's Urheber*innenrecht?

Die Geschichte des Urheber*innenrechts führt weit zurück. Schon im Mittelalter wurden Werke geschützt, ebenso in der Renaissance und den darauffolgenden Epochen. Jedoch erst im 18. Jahrhundert wurde ein richtiges Urheber*innengesetz in England, den USA und Frankreich entwickelt. Das französische Recht wurde aus historischen Hintergründen dann auch in Deutschland übernommen.

Doch warum erzähl ich das alles? Heutzutage haben sich die Medien geändert und gerade das Internet macht dem damaligen Urheber*innenrecht einen Strich durch die Rechnung. Noch vor 20 Jahren war das Internet eher ein Zusatz-Medium, es hatte nicht viel Bedeutung für die meisten Menschen. Jetzt gibt es kaum noch junge (oder auch alte) Menschen, die nicht regelmäßig oder fast schon ständig das Internet benutzen. Täglich hören wir Musik, surfen auf Websites, twittern oder downloaden Filme. Das hat große Auswirkungen auf die Musik-/Kunstbranche, denn sie verdienen ihr Geld mit den Dingen, die wir meist umsonst und in Massen konsumieren. Vor ein paar Jahren noch hat ein(e) Musiker*in eine CD aufgenommen und sie verkauft oder Konzerte gegeben. Nimmt heute ein(e) Musiker*in eine CD auf, ist sie am nächsten Tag auf Youtube zu hören, eine Woche später gibt es eine Remix-Version und zwei Wochen vorher kann man sie wahrscheinlich schon downloaden. Genauso ändert sich aber auch viel für Nutzer*innen. Anstatt 3 Monate zu sparen, dann in den CD-Laden zu gehen und sich seine lang ersehnten Lieblings-CDs zu kaufen, klappt man heute sein Laptop hoch und downloaded gemütlich sämtliche Musik die einem in dem Kopf kommt. Auch wenn das meist nicht so legal ist, wird es ständig getan. Und genau da liegt auch eine der vielen Schwachstellen es derzeitigen Urheber*innenrecht: Es ist den Herausforderungen des Internets nicht gewachsen.

In der derzeitigen Debatte geht es hauptsächlich darum, das derzeitige Urhber*innenrecht dem Internet anzupassen. Das ist aber nicht so einfach, wie viele Politiker*innen sich das vorstellen. Weil das Internet sich mit seinen Möglichkeiten sehr weit von anderen Medien, wie CDs, Bücher usw. abgrenzt, ist es schwierig, eine Lösung zu finden, die weder Urheber*innen, noch Nutzer*innen benachteiligt.

Kritikpunkte

Die Schutzdauer

Die aktuelle Schutzdauer für Werke endet 70 Jahre nach dem Tod. Oft werden Werke jedoch einige Jahre nach Veröffentlichung schon nicht mehr verwertet und geraten in Vergessenheit. In so einem Fall ist es natürlich schade, wenn diese Kunstwerke, Musikstücke o.ä. nicht zu Remix-Zwecken wiederverwertet werden können und Menschen Jahrzente lang warten müssen, bis ein Stück frei verfügbar ist.

Die Gewinner*innen des Urheber*innenrechts

Natürlich dient das Urheber*innenrecht in erster Linie den Kunstschaffenden. Jedoch ist das System der Verwertung und Vermarktung so komplex, dass es nicht unbedingt die Künstler*innen an sich sind, die den Profit machen, sondern oft auch die Verwertungsunternehmen (z.B Plattenfirmen, Labels etc.) oder Websites wie Youtube.

Die Umsetzung

Manchmal werden unter dem Vorwand Werke schützen zu wollen, Maßnahmen angewendet, die für Nutzer*innen viele Nachteile mit sich bringen. Es ist schon vorgekommen, dass auf Computer zugegriffen wurde, ohne das Wissen des Besitzers/der Besitzerin. Dadurch kann nicht nur nach rechtlich geschützten Werken gesucht werden, sondern auch auf private Informationen zugegriffen werde. Es besteht die Gefahr der Spionage, die durch das derzeitige Urheber*innen recht erst möglich gemacht/ unterstützt wird.

Verschiedene Alternativen

Die Kulturflatrate

Die Kulturflatrate ist ein Sytstem, nachdem jede Person einen bestimmten Beitrag zahlt, von dem dann alle Künstler*innen für ihre Arbeit bezahlt werde. Genaueres über die Kulturflatrate steht hier: (link Kulturflatrate)

Vertreter*innen der Kulturflatrate

Die Grünen: Sie sympathisieren mit der Kulturflatrate, habe jedoch selbst kein eigenes Konzept. Sie halten die Kulturflatrate für ein noch nicht ausgereiftes Modell, wollen jedoch daran weiterarbeiten. Kritikpunkte ist bei ihnen vor allem, wie das Geld gerecht und transparent verteilt werden.

Die SPD: Bei ihnen ist es noch nicht so ganz klar. Sie finden das Konzept einer Kulturflatrate sehr gut, haben aber ähnlich wie bei den Grünen kein konkretes Konzept. Jedoch steht die Kulturflatrate in ihrem Wahlprogramm, was aber nicht unbedingt heißt, dass sie auch in Zukunft auf die Kulturflatrate setzen werden.

Gegner*innen der Kultuerflatrate

Die Piratenpartei: Ein häufig genannter Satz der Piratenpartei ist: "Konkurrenz belebt das Geschäft". Sie setzen auf eine freies Sytem, in dem die Menschen selbst entscheiden könne, wie sie ihre Produkte vermarkten wolle und auf die marktwirtschaftlichen Prinzipien.

Die FDP: Es ist kaum überraschend, dass die FDP sich gegen eine Kulturflatrate ausspricht. Sie lehnen sie klar ab, was bei anderen Parteien kaum vorkommt, da die Kulturflatrate sehr strittig und kaum ausgearbeitet ist. Eine Regelung, die kaum Freiheiten beim Wirtschaften lässt, entspricht nicht ihren Vorstellungen.

Creative Commons

Creative Commons ist eine Non-Profit-Organization, deren Ziel es ist, durch Lizenzverträge bei der Vermarktung von Werken zu helfen.

Eine ausführliche Beschreibung findet man hier: http://wikis.zum.de/kas/Creative_Commons

Ein großer Befürworter von Creative Commons sind die Piraten. Jedoch unterstützen viele verschiedene Parteien und Organisationen dieses Projekt. Creative Commons sind aber nur einen Ergänzung zum derzeitigen System und können dieses nicht ersetzten. Sie sind sehr fortschrittlich und bieten neue Möglichkeiten für Künstler*innen und Nutzer*innen, weil sie dort eingreifen, wo die Gesetze lückenhaft sind.

Einen Abschaffung des Urheber*innenrechts?

Einen komplette Abschaffung wird eigentlich von keiner Partei und keiner Organisation unterstützt. Viele Urheber*innen fürchten jedoch gerade das, da dadurch ihre Existenz gefährdet wäre. Diese Gedanke ist natürlich nachvollziehbar, jedoch größtenteils unbegründet.

Fazit

Der Konflikt um das Urheber*innenrecht scheint ein unlösbarer sein. Verschiedenste Meinungen treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können und doch alle eine gerechtfertigte Sichtweise vermitteln. Es wird spannend zuzusehen, wie es weitergehen wird, gerade weil alle Wege offen sind und eine Vorhersage sehr schwer zu treffen ist. Es bleibt zu hoffen, dass bald eine zumindest vorübergehende Meinung gefunden wird, denn der derzeitige Zustand bringt schon jetzt eine Vielzahl von Problemen mit sich. ACTA und andere Abkommen zeigen, wie viel Konfliktpotenzial besteht und wie viel sich noch ändern muss. Eine schnelle, gerechte und vor allem dem Internetzeitalter angepasste Lösung muss bald entwickelt werden, ansonsten werden weder Urheber*innen noch Nutzer*innen einen Vorteil für sich gewinnen können.